Beethoven und Hepatitis B: Eine Medizinische Spurensuche
Shownotes
"Mit der Veranstaltung "Sounds und Science – Musik und Infektionen" tragen wir die Wissenschaft des HZI aus dem Elfenbeinturm und verknüpfen sie mit Musik, um komplexe wissenschaftliche Themen einem breiten Publikum zugänglich zu machen", erklärt Prof. Josef Penninger, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI und Initiator der Idee, die Wiener Musiker nach Braunschweig zu holen.
„Kunst und Wissenschaft teilen die Prinzipien von Kreativität und Originalität. Dieses Format bietet eine einzigartige Möglichkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse sowohl emotional als auch intellektuell zu vermitteln. Es hat sich bereits in Wien und Vancouver bewährt und bietet dem Publikum ein tiefgehendes und bewegendes Erlebnis, das Forschung und Musik vereint“, so Penninger weiter. „Unser besonderer Dank gilt dem Förderverein des HZI, der die Verwirklichung dieses außergewöhnlichen Projekts möglich gemacht hat.“
MODERATION
- Andreas Pietschmann (Schauspieler und Sprecher)
STREICHQUARTETT:
- Rainer Honeck (Violine)
- Rémy Ballot (Violine)
- Hans Peter Ochsenhofer (Viola)
- Manfred Hecking (Kontrabass)
WISSENSCHAFTLER:INNEN:
- Prof. Kathrin de la Rosa
- Prof. Melanie Brinkmann
- Prof. Thomas Pietschmann
- Prof. Josef Penninger
- Prof. Martin Korte
Mehr zum Thema Forschung am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung findet ihr im Netz unter:
https://www.helmholtz-hzi.de/de/
Arbeiten und Forschen am HZI:
https://www.helmholtz-hzi.de/de/karriere/
Wer mehr zum Thema Keime, Antibiotikaresistenzen oder Erkrankungen, die durch Viren und Bakterien verursacht werden lernen will, der kann sich in unserem Wissensportal informieren:
Transkript anzeigen
00:00:00: In unserer neuen Adventsfolge geht es um den hier.
00:00:04: Klar, Ludwig fand Beethoven.
00:00:10: Doch das Leben war für den berühmten Komponisten alles andere als ...
00:00:15: ... Freude schöner Götterfunken.
00:00:19: Zeit lebenslett Beethoven unter Krankheiten und seiner bereits früh einsetzenden Taubheit.
00:00:28: Wie Virologen Thomas Piedschmann und Melanie Brinkmann,
00:00:31: beides Professor am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung,
00:00:35: sprechen auf dem Sound & Science Music und Infektionen im kleinen Haus in Braunschweig,
00:00:40: darüber, wie Beethoven's gesundheitliche Leiden sein Leben und Werk prägen.
00:00:45: Und was uns wissenschaftliche Untersuchungen seiner Haarlocken heute über die Krankheiten,
00:00:50: die in Quelten erzählen.
00:00:52: Für alle, die tiefer in die Welt der Infektionsforschung eintauchen möchten,
00:00:57: können Sie den Komponisten aus dem Video auf dem Internet,
00:01:00: des HCI Podcasts "Infect" mit Professor Thomas Piedschmann rein.
00:01:04: Oder schaut euch den gesamten Vortrag auf dem YouTube-Kanal des HCI an.
00:01:09: Wir haben eine Komposition mitgebracht über Ludwig van Beethoven.
00:01:20: Und wir freuen uns sehr, ihn heute vorstellen zu können.
00:01:25: Und jetzt, let's go.
00:01:27: Absolut.
00:01:29: Geboren ist Ludwig van Beethoven.
00:01:35: Wir wissen es nicht genau.
00:01:37: Wir wissen nur, wann er getauft wurde.
00:01:40: Und das war am 17. Dezember 1770 und in Bonn.
00:01:45: Und als Klaviervitoose führte er diviner Klassik zu ihrer höchsten Entwicklung.
00:01:53: Über seinen Werk müsste man ja eigentlich nichts sagen.
00:01:56: Ich bin sicher, alle von Ihnen kennen wahrscheinlich alle diese Stücke.
00:02:01: Hier gelistet, Mondschein, Symphonie, Mondschein, Sonate.
00:02:05: Jeder, der hier versucht hat, mal Klavier zu lernen,
00:02:08: hat sehr wahrscheinlich auch sich an der Elise versucht.
00:02:12: Und Sie alle haben Emotionen mit diesen Stücken, die Sie verbinden.
00:02:19: Was viele von Ihnen vielleicht wissen, ist,
00:02:22: dass Ludwig van Beethoven seinen Gehör verloren hat in relativ frühen Jahren.
00:02:27: Die ersten Anzeichen für einen Hörleiden gab es schon, als er in den 20ern war.
00:02:33: Aber neben diesem Leiden, was ihn sehr, sehr beeinflusst hat,
00:02:37: hatte er noch viele andere.
00:02:39: Dazu gehörten starke Bauchschmerzen und auch Darmprobleme.
00:02:45: Häufig war es, dass Kollegen von langen Anhalten im Durchfall geplagt wurden.
00:02:49: Und was auch relativ spät sich dann entwickelte, war aber ganz klar eine Lebererkrankung.
00:02:56: Und Thomas?
00:02:59: Ja, also nach all dieser Leidensgeschichte im März 1827, also fast 200 Jahre von heute,
00:03:08: war er dann, man kann für mich sagen, erlöst von all dem Leid.
00:03:13: Letztlich weiß man nicht ganz genau, das wird auch Thema unseres Vortrages sein,
00:03:16: woran er am Schluss gestorben ist.
00:03:19: Aber erstaunlicherweise gibt es unheimlich viele Nachforschungen daran,
00:03:24: wie und auf welche Weise er am Schluss ums Leben kam.
00:03:28: Das stellt zunächst mal die Frage, warum hat man sich dem eigentlich so gewidmet?
00:03:33: Warum haben so viele Menschen diese Frage erforscht?
00:03:36: Und die Antwort auf diese Frage liegt auch in Beethovens Leben selber.
00:03:42: Und das hat er gerade schon gesagt.
00:03:44: Er hat sehr früh schon an höher Schwäche gelitten.
00:03:47: Wir haben schon im 28. Lebensjahr Tinnitus gehabt und nicht mehr gut gehört.
00:03:51: Und so dass er 1802, also im Alter von 32 Jahren verzweifelt war, in Heiligenstadt,
00:03:59: aufgrund Empfehlungen von Ärzten zur Kur war, um Heilbäder genießen zu können,
00:04:04: in der Hoffnung, das würde sein Gehör verbessern.
00:04:07: Aber das hat nicht gewirkt, so dass er dann an Testament verfasst hat.
00:04:11: Dass er an seine Brüder gerichtet hat, versiegelt hat, aber nicht abgeschickt hat.
00:04:17: Und ich würde gerne kurz vorlesen aus diesem Testament,
00:04:21: wenn ich die Präsentation wieder bekomme.
00:04:26: Welche Demütigung, wenn jemand neben mir stand und von ferne eine Flöte hörte
00:04:35: und ich nichts höre.
00:04:39: Solche Ereignisse treiben mich fast zur Verzweiflung.
00:04:43: Es fehlte wenig und ich hätte mein Leben selbst geendet.
00:04:48: Nur die Kunst.
00:04:50: Sie hielt mich zurück.
00:04:53: Also tiefe Verzweiflung in diesen Tagen 1802.
00:04:57: Und er schreibt weiter in demselben Brief, versiegelt,
00:05:01: "Hier meine Brüder Karl und Johann, sobald ich tot bin,
00:05:07: bittet in meinem Namen Dr. Schmidt,
00:05:09: meinen Krankheitszustand zu beschreiben und fügt dieses Schriftstück bei.
00:05:15: Mein Wunsch ist es, dass ihr ein besseres, ein glücklicheres Leben führt,
00:05:21: als ich, euer unglücklicher Ludwig."
00:05:26: 25 Jahre lang lag dieses Testament verschlossen bei ihm zu Hause.
00:05:33: Dann wurde es geöffnet und die Ärzte haben das gelesen und in die Tat umgesetzt.
00:05:37: Man hat ihm Haarlocken entfernt, aufgehoben, und das ist die Stumpflocke.
00:05:42: Der Mann, der dir aufgehoben hat, schreibt ein kleines Gedicht.
00:05:47: Der Kopf, den diese Haare zierten, hat sich niedergelegt.
00:05:52: Aber was er geschaffen hat, wird immer wachsen.
00:05:57: Davon haben wir heute gehört, davon hören wir viel und häufig.
00:06:02: Wir wollen das aufnehmen und diese Haarlocke weiterverfolgen.
00:06:05: Hinter der ist eine interessante Geschichte.
00:06:08: Was kann man mit so einer Haarlocke eigentlich machen?
00:06:12: Kann sie uns Dinge über einen Menschen verraten?
00:06:16: Vielleicht kann sie uns sagen, was die Person für Krankheiten hatte.
00:06:22: Oder auch etwas über die Verwandtschaftsbeziehung erzählen.
00:06:28: Das ist ein Fest für die Wissenschaft, ein biologisches Material zu bekommen
00:06:34: und wirklich unter Zeugen der Person, der diese Haare auch gehören,
00:06:39: abzuschneiden und sie dann untersuchen zu können.
00:06:43: Das können wir im Labor mit hochmodernen Methoden.
00:06:47: Thomas und ich hatten das Glück, dass voriges Jahr erst
00:06:52: diese Publikation veröffentlicht wurde
00:06:57: und wir haben uns mit den Kollegen aus verschiedenen Instituten
00:07:01: arbeiten, in Deutschland unter anderem, an einem Max-Planck-Institut,
00:07:05: die darauf spezialisiert sind aus altem biologischen Material.
00:07:10: Sie erinnern sich, Beethoven hat es 1770 geboren.
00:07:14: Diese Locke war wahnsinnig alt.
00:07:17: Es ist sehr kompliziert, aus so altem biologischen Material
00:07:21: die DNA zu isolieren.
00:07:25: Das wird mit dieser Locke hier einfacher möglich sein,
00:07:28: weil sie frisch ist und frisch gewaschen war.
00:07:32: Das war damals auch nicht selbstverständlich.
00:07:36: Also ...
00:07:38: Diese Publikation möchten wir heute vorstellen,
00:07:45: weil sie unheimlich viel verrät.
00:07:48: Das Schöne ist tatsächlich erst vor einem Jahr erschienen,
00:07:53: weil sie nicht mehr die Erkenntnisse sind.
00:07:56: Zuerst noch einmal kurz das Bild dieser einen Haarlocke.
00:08:00: Aber es gab nicht nur eine Haarlocke, es gab mehrere,
00:08:04: die im Umlauf waren, die in verschiedenen Museen waren
00:08:08: oder privat gut aufgehoben wurden.
00:08:11: Die Wissenschaftler haben sich damit beschäftigt,
00:08:16: wo sind Locken von Beethoven, wo können wir sie sammeln?
00:08:21: Wir möchten mehrere untersuchen,
00:08:23: damit unsere Wissenschaft bedeutender wird.
00:08:27: Das haben wir in verschiedenen Personen auf bewahrten Locken gefunden.
00:08:32: Nun haben sie verschiedene Locken gesammelt,
00:08:36: die dann im Labor untersucht.
00:08:39: Wir sind darauf spezialisiert,
00:08:42: aus dem alten Material die DNA zu isolieren,
00:08:45: also unser Erbgut zu isolieren, aus dem wir so viel lesen können.
00:08:50: Wir haben uns das Bild von Beethoven,
00:08:52: der sich auf einen Brief geklebt hat,
00:08:55: und der sich auf einen Brief geklebt hat.
00:08:58: Wir haben uns das Erbgut entschlüsselt.
00:09:01: Es gibt 8 Locken, die wir bekommen haben.
00:09:05: Wir haben uns das Erbgut entschlüsselt.
00:09:09: Wir haben uns das Erbgut entschlüsselt.
00:09:13: Wir haben uns das Erbgut entschlüsselt.
00:09:18: Wir haben uns das Erbgut entschlüsselt.
00:09:21: Wir haben uns das Erbgut entschlüsselt.
00:09:25: Wir haben uns das Erbgut entschlüsselt.
00:09:29: Das sind die Namen der Locken.
00:09:32: Die Zeitachse.
00:09:35: 1820 lebte Beethoven noch.
00:09:38: Diese 2 Locken wurden ihm bevor er starb entnommen.
00:09:42: Die meisten Locken wurden ihm entnommen,
00:09:47: die waren in der Leiche exhumiert.
00:09:50: Die Locken wurden abgenommen.
00:09:53: Wichtig ist, diese blaue Linie zu verstehen.
00:09:57: Sie zeigt, dass genau bekannt war,
00:10:01: wo die Locken bei welcher Person war.
00:10:05: Wie ist das dokumentiert worden?
00:10:08: Wie sicher kann es sein,
00:10:11: dass das Material entnommen wurde?
00:10:15: Das war ein sehr guter Moment.
00:10:17: Was man dann festgestellt hat, war ziemlich aufregend.
00:10:21: Nicht alle dieser Locken waren authentisch.
00:10:25: Fünf waren es darunter.
00:10:27: die Stumpflocke und auch die Moscheleslocke.
00:10:30: Aber eine der Locken, die sogenannte "Hillerlocke",
00:10:33: war tatsächlich von einer Frau.
00:10:36: Und das hatte etwas Präsens,
00:10:39: weil mit dieser Locke tatsächlich auch schon
00:10:42: viele wissenschaftliche Projekte gelaufen waren,
00:10:45: die unter anderem gezeigt haben,
00:10:47: dass er wahrscheinlich auch an einer Bleivergiftung gief.
00:10:51: Aber, Stab oder Lid,
00:10:54: was ist jetzt doch etwas infrage stellt, diese Untersuchung.
00:10:58: Also haben sich die Wissenschaftler entschieden
00:11:02: für eine dieser Locken und die noch viel tiefer zu untersuchen,
00:11:06: das Genomen viel tiefer zu sequenzieren.
00:11:08: Dafür braucht man hochmoderne Methoden,
00:11:10: die wir heutzutage haben.
00:11:12: Und das war die Stumpflocke.
00:11:13: Sie war authentisch, man konnte ihren
00:11:16: irischen Aufbahnen sozusagen genau verfolgen.
00:11:20: Und das Material darin war am besten.
00:11:23: Sie war sehr, sehr gut erhalten
00:11:24: und man konnte die DNA sehr gut sequenzieren.
00:11:27: Und dann fand man noch etwas sehr Spannendes raus.
00:11:31: Was kann ich mit dieser Locke machen?
00:11:33: Ich kann nicht nur nach genetischen Ursachen
00:11:35: für Krankheiten suchen, ich kann auch testen.
00:11:37: Wie sieht es denn hier mit dem Stammbaum aus?
00:11:40: Und bekannt ist Art von Beethoven.
00:11:45: Er lebte 1535 bis 1609.
00:11:48: Und alle kennen einen Vaterschaftstest.
00:11:52: Und den ich sehr gut durchführen kann,
00:11:55: anhand des Y-Kromosomes,
00:11:57: denn das wird weitergereicht in dieser Linie.
00:11:59: Und wir haben hier den Stammvater,
00:12:01: der sein genetisches Material natürlich
00:12:04: an seine Nachkommen in diesen vielen Hundert Jahren
00:12:07: weitergereicht hat.
00:12:09: Und es gibt fünf gesicherte Nachfahren
00:12:13: von diesem Stammvater.
00:12:15: Und diese Kromosomen konnte man jetzt untersuchen.
00:12:17: Und hat das auch eindeutig zeigen können,
00:12:20: dass das gesicherte Nachkommen sind.
00:12:23: Was aber kam jetzt mit der Beethovenlocke heraus.
00:12:29: Dessen Vater, also von dem wir wissen,
00:12:32: Art von Beethoven war sein Vater vom Stammbaum her.
00:12:36: Aber was dabei herauskam, war, dass das nicht zusammenpasste.
00:12:41: Da ist was passiert.
00:12:48: Wir wissen, dass es einen anderen Vater gibt.
00:12:54: Wir wissen nicht, wann genau dieser Vater
00:12:58: in diese Linie reingekommen ist.
00:13:01: Irgendwann zwischen dem ersten Kind von Art von Beethoven
00:13:05: und der Geburt von Ludwig von Beethoven.
00:13:07: Mindestens ein.
00:13:09: Also mindestens ein Postbote, mich.
00:13:12: Ich weiß es nicht.
00:13:16: Ja, das war die nächste Überraschung.
00:13:19: Also A. Nicht alle Locken, von denen man glaubte,
00:13:22: sie gehören zu Beethoven, war wirklich Material von Beethoven.
00:13:26: Und wir haben Neues über seinen Stammbaum herausgefunden.
00:13:31: Aber es kam noch mehr ans Licht.
00:13:34: Und das...
00:13:35: Melanie, vielen Dank, dass du durch diesen bekannten Teil
00:13:38: unseres Vortrags so dezent durchgeführt hast.
00:13:42: Und ich gehe ein bisschen schneller.
00:13:43: Tatsächlich hat man noch mehr gefunden.
00:13:45: An dem humanen Genom, das man da analysieren konnte,
00:13:48: hat man auch gesehen, dass Beethoven offenbar eine Veranlagung hatte
00:13:51: für Lebererkrankungen.
00:13:53: Sie wissen, die Leber ist unser Kraftwerk.
00:13:55: Da werden Stoffe um- und abgebaut.
00:13:58: Und bei einem Enzym, das im Fettstoffwechsel wichtig ist,
00:14:02: gibt es eine schwächere Aktivität in dem Enzym,
00:14:04: wurde nachgewiesen.
00:14:05: Und das weiß man, dass diese Besonderheit damit assoziiert ist,
00:14:08: dass man leichter in der Leber erkrankt
00:14:10: durch zunehmende Fetteinlagerungen.
00:14:13: Also, daran hat er gelitten, und Melanie hat er schon gesagt,
00:14:15: er hatte Leberbeschwerden, unter anderem.
00:14:19: Aber man hat noch was gefunden.
00:14:20: Man hat noch mal einen Trittbrettfahrer gefunden.
00:14:26: Nämlich keine menschliche DNA,
00:14:28: sondern die DNA, das Erbgut eines Virus,
00:14:31: das Hepatitis B-Virus, sagen wir heute,
00:14:34: aber wohlgemerkt nicht wegen Beethoven, der es wohl hatte,
00:14:38: sondern, weil es das zweite Hepatitis Virus war,
00:14:40: das entdeckt wurde.
00:14:41: Deswegen hat man von A nach B.
00:14:44: Und was ist Hepatitis B?
00:14:47: Das ist ein schlimmer Erreger, den wir bis heute fürchten.
00:14:51: Das ist einer der Prioritätserreger der WHO,
00:14:54: der eliminiert werden soll.
00:14:56: Zunächst stellt sich die Frage, wie hat er das eigentlich bekommen?
00:14:59: Und dann müssen wir auch mal mit der Locke stoppen,
00:15:01: weil man kann auch nicht alles aus der Locke rauslesen,
00:15:03: zum Beispiel nicht, wo oder wie und wann er dieses Virus sich eingefangen hat.
00:15:08: Aber es gibt verschiedene Übertragungswege,
00:15:09: angefangen bei der Mutter.
00:15:12: In aller Regel wird dieses Virus direkt von Mutter auf Kind übertragen.
00:15:15: Es ist eine blutige Geburt, es wird über Blut übertragen,
00:15:18: auch bis heute, die meisten Übertragungen bei der Geburt.
00:15:22: Nun weiß aber keiner, ob sie das auch hatte.
00:15:24: Aber das wäre eine der Möglichkeiten.
00:15:25: Die zweite ist Blut, hatte ich schon gesagt,
00:15:28: chirurgische Eingriffe und das Schöpfen.
00:15:31: Also, wenn das nicht sachgemäß sterilisiert wurde
00:15:35: und es konnte es nicht damals,
00:15:36: ist das eine zweite Möglichkeit.
00:15:37: Und die dritte, jetzt versuche ich mich auch ein bisschen
00:15:40: im etwas bekannteren Milieu,
00:15:42: wäre natürlich eine sexuelle Übertragung.
00:15:45: Und das ist so, er hatte häufig sich verliebt,
00:15:50: das ist auch gut dokumentiert in vielen Briefen,
00:15:52: die durchaus sehr emotional hin und her gingen.
00:15:54: Und interessant vielleicht im Braunschweig,
00:15:57: man weiß nicht, was die Unsterbliche Geliebte war.
00:16:01: Man weiß auch nicht genau, wer Elise war in dem Stück,
00:16:03: dass er dieser Elise gewidmet hat.
00:16:06: Aber eine bekannte Freundin war Josefine von dem,
00:16:11: geborene von Brunswick.
00:16:14: Und habe ich erst mal gedacht,
00:16:15: das kommt ja am Ende hier aus der Gegend.
00:16:18: Aber dann habe ich schnell gelesen,
00:16:20: das ist ein bekanntes ungarisches Adelsgeschlecht
00:16:22: und hat nichts mit dieser runder schönen Stadt
00:16:24: hier Braunschweig zu tun.
00:16:25: Und er war wohl auch selber schuld, nicht hier in Braunschweig.
00:16:29: Aber genau, dass die Geschichte zu sexuellen Übertragungen,
00:16:33: das wäre eine dritte Möglichkeit.
00:16:36: Wir kommen zum Ende.
00:16:37: Ich möchte am Ende abschließen, das noch ein bisschen auflösen.
00:16:40: Er hatte in den letzten Lebensjahren immer wieder auch mal Gelbsucht.
00:16:44: Also er wurde gelb.
00:16:45: Das heißt, die Leber war definitiv geschädigt.
00:16:47: Das war offensichtlich.
00:16:48: Und es kann nun eine Hepatitis B gewesen sein.
00:16:51: Es kann diese Veranlagung gewesen sein.
00:16:53: Er hat durchaus auch viel getrunken.
00:16:55: Es haben viele Menschen damals Wein zum regelmäßig essen genommen.
00:16:58: All diese Faktoren zusammen.
00:17:00: Aber Melanie, wie ist es dann weitergegangen?
00:17:05: Ja, wie ist es weitergegangen?
00:17:07: Er gab ja damals einen Auftrag.
00:17:09: Man solle herausfinden, was die Ursachen seiner Leiden sein.
00:17:13: Und tatsächlich hat es noch viele, viele Jahre gedauert,
00:17:17: bis man das herausfinden konnte.
00:17:19: Vor einem Jahr kam erst heraus,
00:17:22: dass Hepatitis B vielleicht auch eine der Ursachen sein könnte.
00:17:25: Aber um das nochmal in die Zeit von damals auch einzuordnen,
00:17:28: 1827 ist er gestorben.
00:17:31: Man wusste damals noch gar nicht,
00:17:34: dass es Viren gibt.
00:17:36: Man wusste nur, Menschen leiden unter sehr, sehr schweren Krankheiten.
00:17:40: Und eine davon, ein Virus, was die Menschheit gegeißelt hat in diesen Jahren,
00:17:45: waren die Pocken.
00:17:47: Und tatsächlich gab es aber die erste Pockenschutzimpfung,
00:17:51: die aber nicht entwickelt wurde auf den Erreger spezifisch,
00:17:55: sondern durch Zufall hat man gesehen,
00:17:57: ach, das funktioniert, wenn ich von den Kuh Pocken ein bisschen Material abnehme
00:18:02: und das Einritze in einen Patienten, der es dann geschützt vor den Menschen pocken.
00:18:07: Es war ein Zufallsexperiment, sage ich mal.
00:18:12: Viel, viel später hat man erst den Erreger finden können,
00:18:15: denn erst 1892 wurde überhaupt das erste Virus beschrieben.
00:18:21: Es war ein Pflanzenvirus, das Tabak-Mosaik-Virus,
00:18:23: was ja ein Mosaikmuster auf den Tabakpflanzen hinterlässt,
00:18:27: wenn es sie infiziert hat.
00:18:29: Erst da wurde das erste Virus beschrieben und viele, viele Jahre später, erst 1930,
00:18:34: gab es einen Elektronen-Mikroskop, mit dem ich Viren auch visualisieren konnte, erstmalig.
00:18:40: Und wie ging es denn jetzt weiter mit dem Hepatitis B-Virus?
00:18:45: Das hat noch mal viel länger gedauert, also erst vor gar nicht allzu langer Zeit wurde das Virus entdeckt,
00:18:50: beschrieben, es gab einen Nobelpreis für diese Entdeckung, die war auch unheimlich relevant,
00:18:55: weil sie müssen wissen, in den 60er Jahren hat man viel Bluttransfusionen gemacht.
00:18:59: Dieses Virus war dabei, 15% der Bluttransfusionen haben zur Übertragung von Hepatitis B geführt.
00:19:05: Kante man das Virus, konnte man sich schützen, mal konzdiagnostizieren und die Blutversorgung sauber machen.
00:19:11: Inzwischen gibt es Impfstoffe und Wirkstoffe gegen dieses Virus.
00:19:15: Und was diesen Zeitstrahl etwas fehlt, ist die rasante Entwicklung in der Wissenschaft.
00:19:20: Wir haben viel, viel mehr Viren identifizieren können seit der Entdeckung des Tabak-Mosaik-Virus,
00:19:26: nicht nur das Hepatitis B-Virus. Wir haben Medikamente entwickeln können, Impfstoffe.
00:19:31: Wir werden immer wieder von Neu-Herausforderungen gestellt und das haben wir alle miterlebt,
00:19:36: mit dem SARS-CoV-2-Virus, was so wunderbar die Fortentwicklung der Wissenschaft zeigt,
00:19:43: ist, wie schnell wir hier ein Impfstoff entwickeln konnten, ganz gezielt, wie schnell wir überhaupt bestimmen konnten,
00:19:51: dass es sich bei dem Virus, was sich von Wuhan aus ausbreitete, auch um ein SARS-CoV handelte.
00:19:58: Und dann konnte man spezifisch agieren und das schnell unter Kontrolle bringen.
00:20:02: Ja, und diese Pfeile zeigen, was kommt noch alles, was können wir noch lernen.
00:20:07: Es wird immer wieder neue Methoden geben, die uns neue Türen öffnen.
00:20:12: Und wir sehen Dinge, die wir vorher nicht verstanden haben.
00:20:16: Dann würde ich sagen, dass Schluss wird, ist, wir brauchen mehr Forschung. Vielen Dank.
00:20:21: Schon vor 300.000 Jahren haben Menschen Musik gemacht.
00:20:28: Warum uns Musik so berührt und wie Musik und andere Dinge unser Gehirn fit halten,
00:20:34: das erfahrt ihr in unserer dritten Adventsfolge.
00:20:38: [Musik]
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