Schubert, Mozart und das Mysterium des Immunsystems

Shownotes

"Mit der Veranstaltung "Sounds und Science – Musik und Infektionen" tragen wir die Wissenschaft des HZI aus dem Elfenbeinturm und verknüpfen sie mit Musik, um komplexe wissenschaftliche Themen einem breiten Publikum zugänglich zu machen", erklärt Prof. Josef Penninger, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI und Initiator der Idee, die Wiener Musiker nach Braunschweig zu holen.

„Kunst und Wissenschaft teilen die Prinzipien von Kreativität und Originalität. Dieses Format bietet eine einzigartige Möglichkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse sowohl emotional als auch intellektuell zu vermitteln. Es hat sich bereits in Wien und Vancouver bewährt und bietet dem Publikum ein tiefgehendes und bewegendes Erlebnis, das Forschung und Musik vereint“, so Penninger weiter. „Unser besonderer Dank gilt dem Förderverein des HZI, der die Verwirklichung dieses außergewöhnlichen Projekts möglich gemacht hat.“

MODERATION

  1. Andreas Pietschmann (Schauspieler und Sprecher)

STREICHQUARTETT:

  1. Rainer Honeck (Violine)
  2. Rémy Ballot (Violine)
  3. Hans Peter Ochsenhofer (Viola)
  4. Manfred Hecking (Kontrabass)

WISSENSCHAFTLER:INNEN:

  1. Prof. Kathrin de la Rosa
  2. Prof. Melanie Brinkmann
  3. Prof. Thomas Pietschmann
  4. Prof. Josef Penninger
  5. Prof. Martin Korte

Mehr zum Thema Forschung am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung findet ihr im Netz unter:

https://www.helmholtz-hzi.de/de/

Arbeiten und Forschen am HZI:

https://www.helmholtz-hzi.de/de/karriere/

Wer mehr zum Thema Keime, Antibiotikaresistenzen oder Erkrankungen, die durch Viren und Bakterien verursacht werden lernen will, der kann sich in unserem Wissensportal informieren:

https://www.helmholtz-hzi.de/wissen/wissensportal/

Transkript anzeigen

00:00:00: Was verbindet Wolfgang Amadeus Mozart

00:00:03: mit Franz Schubert

00:00:07: und der Immuntherapie?

00:00:10: Schubert und Mozart, zwei Meister der klassischen Musik.

00:00:15: Was sie auch verbindet, beide starben an Krankheiten, die heilbar sind.

00:00:22: In unserer ersten Adventsfolge hört ihr den Vortrag von Kathrin de La Rosa

00:00:27: vom Sounds and Science, Musik und Infektionen aus dem kleinen Haus in Braunschweig.

00:00:33: Kathrin de La Rosa gibt nicht nur einen spannenden Einblick auf die musikalischen Meister Franz Schubert

00:00:39: und Wolfgang Amadeus Mozart und die tödlichen Infektionskrankheiten, die ihr Leben prägten und letztlich verkürzten.

00:00:47: Denn sie lebten noch in einer Zeit, wo Medizin und Mythos aufeinandertrafen,

00:00:52: beispielsweise in der Miasmen Theorie oder der Säftelere.

00:00:57: Kathrin de La Rosa nimmt euch auch mit auf eine Reise von der historischen Medizin zur modernen Immunologie

00:01:04: und zeigt, wie unser Immunsystem wie ein orchestrales Meisterwerk funktioniert.

00:01:09: Wenn ihr im Anschluss mehr von Kathrin de La Rosa's Arbeit wissen wollt,

00:01:13: dann hört doch mal in Folge 8 von Infekt, dem Podcast des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung rein.

00:01:19: Oder ihr schaut euch den kompletten Vortrag auf dem YouTube-Kanal des HCI an.

00:01:24: Mozart und Schubert ist bei Wunderkinder der Musik.

00:01:31: Was sie eint, ist, und davon gehen Historiker aus,

00:01:35: dass ihre Leben durch Infektionskrankheiten verkürzt wurden.

00:01:38: Und obwohl sie an ihrem Ende in ihren letzten Jahren unheimlich unter ihren Krankheiten gelitten haben,

00:01:44: waren sie doch musikalisch auf einem Hochpunkt ihrer Kreativität.

00:01:48: Mozart wurde 1756 in Salzburg geboren.

00:01:52: Damals galt er schon als Genie der Musik.

00:01:55: Und deswegen war er unheimlich viel auf Reisen.

00:01:58: Und wir kennen das auch von unserem Leben.

00:02:00: Wenn wir auf Reisen sind, sind wir unheimlich vielen Krankheiten ausgesetzt.

00:02:04: Aber damals waren die medizinischen Bedingungen schlecht.

00:02:07: Antibiotika gab es noch nicht.

00:02:09: Schon mit 35 Jahren starb Mozart.

00:02:13: In seinem Totenschein stand hitziges Frieselfieber.

00:02:18: Das ist aber eher als Symptomatik zu werden, als Diagnose.

00:02:23: Das heißt so viel wie Mozart ist mit Fieber und mit Hautausschlag gestorben.

00:02:29: Zudem hatte er starke Schwellung am Hals.

00:02:33: Wir haben Zeitzeugen berichten, wir haben von seiner Spägerin gehört.

00:02:37: Die hat auch berichtet, dass er im Bett so starke Schwellungen am Hals war,

00:02:42: dass er sich nicht mehr drehen konnte.

00:02:45: Trotzdem war er bei klarem Verstand.

00:02:48: Historiker können rekonstruieren und gehen davon aus,

00:02:53: dass die wahrscheinlichste Todesursache eine Streptokokkeninfektion ist.

00:02:58: Schubert wurde 40 Jahre später geboren.

00:03:02: Auch er, Wunderkind der Musik, unglaublich produktiv.

00:03:06: Man geht davon aus, dass er mehr als 30.000 Stunden komponierte.

00:03:10: Er schaffte mehr als 600 Lieder und Komposition.

00:03:14: In seinen jungen Jahren überstand er schon eine Pockeninfektion.

00:03:18: Aber schon im Alter von 27 Jahren machten sich bei ihm die ersten Symptome

00:03:23: einer Siphiliserkrankung bemerkbar.

00:03:28: Und mit nur 31 Jahren starb Schubert.

00:03:32: In seinen letzten 6 Jahren littel an der Siphilis, zuletzt im dritten Stadium,

00:03:38: aber kurz vor seinem Tod,

00:03:41: erkrankte er auch an etwas, was man damals Nervenfieber bezeichnete.

00:03:45: Und das ist Typhus.

00:03:48: Damit starb er tragischerweise an der oder mit der gleichen Krankheit wie seine Mutter.

00:03:54: Wir haben sich aber die Menschen damals eigentlich vorgestellt,

00:03:58: wie man krank wird.

00:04:01: Es gab eine sogenannte Miassmann-Theorie.

00:04:05: Die Menschen sind damals nachts nicht mehr auf die Straße gegangen,

00:04:09: weil sie davon ausgegangen sind, dass durch giftige Dämpfe und schlechte Luft

00:04:15: Krankheiten übertragen werden, durch sogenannte Miassmann.

00:04:21: Und sie hielten auch nachts die Fenster geschlossen,

00:04:24: dass diese Miassmann nicht in ihre Schlafkammern eindrangen.

00:04:28: Und wie stellte man sich vor, was im Körper von Stadten ging?

00:04:34: Etwas, was man Humorallpatologie nennt, die Säftelehre.

00:04:40: Man glaubte, dass es vier Säfte gab, das Blut, die gelbe Galle, die schwarze Galle und den Schleim.

00:04:47: Und die mussten im Einklang sein, damit man gesund war.

00:04:51: Man ging auch davon aus, dass bestimmte Charakterzüge mit diesen Säften einhergingen.

00:04:56: Hatte man zum Beispiel etwas zu viel Blut, Sangios, galt man als Frohnatur, Sanguinica,

00:05:02: Melancholica, waren die mit der gelben Galle, mit der schwarzen Galle.

00:05:08: und die Kularekardine mit zu viel Gelbergalle.

00:05:10: Aber auch Krankheiten nahmen man an,

00:05:16: kam durch ein Ungleichgewicht von diesen Säften zustande.

00:05:20: Und gerade bei Erkrankungen, die mit Fieber einhergingen

00:05:23: und mit Entzündungen dachte man,

00:05:25: dass es viel zu viel Blut in den Körper gibt.

00:05:27: Und genau aus dem Grund hat man die Menschen zu Ader gelassen.

00:05:30: So auch Mozart, was bei ihm fatale Konsequenzen hatte.

00:05:33: Und auch Schubert.

00:05:35: Schubert soll bei einem seiner Aderlasse zu seinem Arzt gesagt haben,

00:05:39: hier, hier ist mein Ende.

00:05:41: Und ihm starren ins Gesicht geblickt haben.

00:05:44: Heute wissen wir, dass Krankheiten durch Bakterien übertragen werden.

00:05:48: Streptokokken lösen Scharlach aus,

00:05:53: rheumatisches Fieber und Nierenschmerzen,

00:05:56: wie sie bei Mozart auftraten,

00:05:58: Treponema pallidum, der Auslöser von Siphyllis.

00:06:01: Menschen, die im dritten Stadium an Siphyllis leiden,

00:06:04: haben unheimlich starke Organschäden.

00:06:07: Auch die Knochen werden sehr stark angegriffen.

00:06:10: Wenn man sich Schädel von Siphyllis erkrankten

00:06:12: im dritten Stadium anguckt,

00:06:14: sehen die regelrecht durchlöchert aus, wie sieben.

00:06:17: Salmonella typhi, der Auslöser von Typhus,

00:06:20: eine grippeähnliche Erkrankung,

00:06:22: die in 10 bis 50 Prozent der Fälle tödlich ist.

00:06:26: Wenn man das mal vergleicht mit Sars-Kopf 2,

00:06:29: liegt die Sterberate bei unter einem Prozent.

00:06:32: Was wissen wir heute?

00:06:37: Viel mehr.

00:06:39: Es ist zwar immer noch zum Teil ein Mysterium für uns,

00:06:42: aber dennoch haben wir schon relativ gute Vorstellungen

00:06:45: davon, was in unserem Körper vonstatten geht,

00:06:48: wenn wir krank sind.

00:06:50: Das hier ist ein Lymphknoten,

00:06:52: umgeben von einer Kollagenenkapsel.

00:06:54: Man kann es auch als Symphonie der Immunzellen bezeichnen.

00:06:58: In unserem Körper, in unserem Blut,

00:07:01: haben wir viele verschiedene Immunzellen,

00:07:05: die durch Zufallsprozesse entstehen

00:07:08: und alle ein klein bisschen anders sind.

00:07:11: Wie der Zufall ist so will,

00:07:14: wenn ein Pathogen uns infiziert,

00:07:17: können einige wenige Zellen dieses Pathogen erkennen.

00:07:21: Sie wandern in den Lymphknoten ein

00:07:24: und vermehren sich dort,

00:07:26: weil wir mehr von dieser Spezifität brauchen.

00:07:29: Aus einer Zelle werden zwei, aus zwei, vier, aus vier, acht

00:07:33: exponentielles Wachstum.

00:07:35: Da kann man sich vorstellen,

00:07:37: dass dieser Prozess gerichtet stattfinden muss,

00:07:40: orchestriert werden muss.

00:07:42: Auch wir Immunologen benutzen dieses Wort.

00:07:45: Es geht auch darum, dass es Dirigenten gibt.

00:07:48: Wir nennen unsere Dirigenten z.B. die drenndritische Zelle.

00:07:51: Sie sorgt dafür,

00:07:53: dass die Prozesse synchron und präzise ablaufen.

00:07:56: Die Zelle ist die Kommunikation.

00:07:59: Die Kommunikation von Zellen.

00:08:01: Hier z.B. die drenndritische Zelle,

00:08:04: die mit der T-Zelle kommuniziert.

00:08:07: Und dafür sorgt,

00:08:09: dass diese Zelle ihr volles Potenzial entfaltet,

00:08:12: ihr volles Können.

00:08:14: Und dazu beiträgt,

00:08:16: dass das Pathogen beseitigt wird.

00:08:19: Es laufen unheimlich viele Prozesse gleichzeitig im Körper ab,

00:08:22: wenn eine Immunreaktion stattfindet.

00:08:25: Und zwar eine konkrete Resultat

00:08:28: von der Reaktion,

00:08:31: die im Lymphknoten stattfindet,

00:08:34: ist die Bildung von Antikörpern,

00:08:37: die von B-Zellen produziert werden.

00:08:40: Wie bei Schallwellen und der Musik,

00:08:43: ist es so, wenn dieses Orchester der Immunzellen spielt,

00:08:46: die B-Zellen reifen,

00:08:48: auch Wellen von Antikörpern ausgeschüttet werden.

00:08:51: Unheimlich viele Antikörper gleichzeitig,

00:08:54: die dann dazu führen,

00:08:56: dass die kleinen Moleküle an das Bakterium binden,

00:08:59: es unschädlich machen,

00:09:01: aber auch andere Teile des Immunsystems aktivieren.

00:09:04: Und so geht es eben auch

00:09:07: beim Immunsystem

00:09:10: und bei der Immunantwort davon,

00:09:13: dass es die richtige Geschwindigkeit hat

00:09:16: und die richtige Balance,

00:09:19: um letztendlich perfekt zu funktionieren

00:09:22: und uns gesund zu halten.

00:09:24: Und ich freue mich unheimlich auf die Musik

00:09:27: und bedanke mich bei Ihnen für die Aufmerksamkeit.

00:09:30: In unserer nächsten Folge geht es um Beethoven.

00:09:34: Aber nicht so sehr um,

00:09:37: sondern um die Haare des Musikers.

00:09:42: [Musik]

00:09:46: [Musik]

00:09:49: [Musik]

00:09:52: [Musik]

00:09:55: [Musik]

00:09:58: [Musik]

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00:10:12: [MUSIK]

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