Auswärtssieg: Unser Immunsystem im Wettkampf gegen Krankheiten

Shownotes

Oh da kommt der Gegner aber gefährlich nah Richtung Tor. Jetzt gilt’s: die Abwehr muss zeigen, was sie drauf hat. Spannender Zweikampf hier. Und…Ah das war aber gerade wirklich knapp. Tolle Leistung hier. Echt…. Puh. Da hat die Abwehr der Fußballmannschaft (vllt. auch von Braunschweig?) gerade noch so ein Tor verhindert. Und damit der Mannschaft zum Sieg verholfen. Punkte. Geld. Vielleicht ein Meistertitel? Nein Meistertitel oder Geld bekommen wir zwar nicht, aber wie ein Sieg ist es schon, wenn unser Immunsystem sich erfolgreich gegen einen Krankheitserreger wert. Das tut es tagtäglich. Oft ohne dass wir das merken. Manchmal merken wir es aber auch. Z. B. an Erkältungssymptomen, geschwollenen Lymphknoten, dicken Mandeln, Fieber oder einer roten, geschwollenen Stelle. Dann arbeitet unsere körpereigene Abwehr, unser Immunsystem auf Hochtouren. Und das ist nur bei harmlosen Erregern der Fall. Manche Erreger sind nicht so harmlos. Und bei manchen Menschen funktioniert die Abwehr auch nicht so gut. Dann geht es um Leben und Tod. Unser Körper ist immer wieder neuen Herausforderungen ausgesetzt –Umweltveränderungen und neuen Krankheitserregern. Gegen manche kann unser Immunsystem Hilfe bekommen – in Form von Impfungen oder anderen Medikamenten, die unser Immunsystem im Kampf gegen bestimmte Erreger unterstützen können. Gegen manche Erreger gibt’s aber noch keine Hilfe. Je nachdem WER WELCHEN Erreger abbekommt, ist es ein Glücksspiel. Prof. Kathrin de la Rosa möchte den Erregern einen Schritt voraus sein. Abwehrmechanismen individuell bei Menschen verbessern können, deren Immunsystem alleine nicht mit dem Erreger klarkommt. Und dabei guckt sie sich Tricks in der Natur ab. Sie leitet seit 2024 die Forschungsgruppe „Personalisierte Immuntherapie“ am Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin – einer gemeinsamen Einrichtung der Medizinischen Hochschule Hannover und dem HZI.

Mehr zum Thema Forschung am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung findet ihr im Netz unter:

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Arbeiten und Forschen am HZI:

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Wer mehr zum Thema Keime, Antibiotikaresistenzen oder Erkrankungen, die durch Viren und Bakterien verursacht werden lernen will, der kann sich in unserem Wissensportal informieren:

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00:00:00: Da kommt der Gegner geferlich nahe vor das Tor.

00:00:05: Jetzt muss die Abwehr zeigen, was sie drauf hat.

00:00:08: Spannender Zweikampf.

00:00:10: Das war aber gerade wirklich krack.

00:00:14: Tolle Leistung hier.

00:00:15: Da hat die Abwehr der Fußballmannschaft gerade noch so ein Tor verhindert und damit der Mannschaft

00:00:25: zum Sieg verhäufen.

00:00:27: Punkte, Geld, vielleicht ein Meistertitel?

00:00:29: Naja, ein Meistertitel oder Geld bekommen wir zwar nicht, aber wie ein Sieg ist es ja

00:00:33: schon, wenn unser Immunsystem sich erfolgreich gegen einen Krankheitserreger wert.

00:00:37: Und das macht es täglich.

00:00:40: Oft ohne dass wir das merken.

00:00:42: Manchmal merken wir es aber auch, zum Beispiel an Erkältungssymptomen, geschwollenen Lymphknoten,

00:00:47: dicken Mandeln, Fieber oder einer roten geschwollenen Stelle am Körper.

00:00:52: Dann arbeitet unsere Körper eigene Abwehr, unser Immunsystem auf Hochtouren.

00:00:57: Und das ist nur bei harmlosen Erregern der Fall.

00:01:00: Manche Erreger, diesen nicht so harmlos.

00:01:02: Und bei manchen Menschen funktioniert die Abwehr auch nicht so gut.

00:01:06: Dann geht es um Leben und Tod.

00:01:08: Unser Körper ist immer wieder neuen Herausforderungen ausgesetzt.

00:01:12: Umweltveränderungen und neuen Krankheitserregern.

00:01:15: Gegen manche kann unser Immunsystem Hilfe bekommen, in Form von Impfungen oder anderen

00:01:20: Medikamenten, die unser Immunsystem im Kampf gegen bestimmte Erreger unterstützen können.

00:01:24: Gegen manche Erreger gibt es aber noch keine Hilfe.

00:01:28: Je nachdem, wer welchen Erreger abbekommt, ist es manchmal ein Glücksspiel.

00:01:32: Professor Kathrin De La Rosa möchte den Erregern eine Schritt voraus sein.

00:01:36: Abwehrmechanismen individuell bei Menschen verbessern können, deren Immunsystem alleine

00:01:41: nicht mit dem Erreger klarkommt.

00:01:43: Und dabei guckt sie sich Tricks in der Natur ab.

00:01:45: Sie leitet seit 2024 die Forschungsgruppe Personalisierte Immuntherapie am Zentrum für

00:01:51: individualisierte Infektionsmedizin.

00:01:53: Einer gemeinsamen Einrichtung der Medizinischen Hochschule Hannover und des HZI.

00:01:58: Wie lösen Bakterien und Viren-Krankheiten aus?

00:02:04: Wie wird sich unser Immunsystem dagegen?

00:02:06: Und was müssen Wirkstoffe können, um gefährliche Infektionen zu bekämpfen?

00:02:11: Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, kurz HZI, wird nach Antworten auf diese Fragen gesucht.

00:02:17: Wie diese Forschung funktioniert?

00:02:19: Wie die Ergebnisse in der Medizin genutzt werden und wer die Menschen sind, die hier forschen?

00:02:24: Das hört ihr hier bei "Infekt", dem Podcast des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung.

00:02:30: Ich bin Julia Deman, Biologin und Wissenschaftsjournalistin.

00:02:34: Hi!

00:02:35: Wir befinden uns wieder in der Bibliothek des HZI und bei mir ist Professor Kathrin De La Rosa.

00:02:44: Hi Kathrin!

00:02:45: Hallo, freut mich sehr, danke für die Einladung.

00:02:47: Ja, sehr gerne.

00:02:48: Wir duzen uns ja hier, das macht man in der Wissenschaft, glaube ich so, ne?

00:02:51: Genau, so macht man das.

00:02:53: Kathrin, Fußballspiel oder eine Fußballmannschaft als Metapher für das Immunsystem, kann man das machen?

00:02:59: Ja, ich glaube, das funktioniert ziemlich gut.

00:03:02: Letztendlich braucht man Training, man muss gut trainiert sein, um Blitzschnell reagieren zu können,

00:03:08: um eine Abwehr hinzubekommen.

00:03:11: Und es gibt halt immer unterschiedliche Akteure.

00:03:13: Das ist wichtig, man hat die Abwehr, man hat das Mittelfeld, man hat den Sturm.

00:03:18: Und das gibt es im Immunsystem genauso.

00:03:20: Es gibt die verschiedensten Zellen, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen.

00:03:23: Und das passt sehr gut.

00:03:25: Und auch alle miteinander quasi im Team arbeiten müssen eigentlich, ne?

00:03:29: Ganz genau.

00:03:30: Also die Koordination, also gerade das Mittelfeld, die Abwehr und die Attacke delegieren ist zentral.

00:03:42: Ja, was passiert denn eigentlich im Körper, wenn jetzt ein Erreger kommt oder so und wenn

00:03:47: unser Körper dann oder unser Immunsystem dann ein Bakterium oder Virus eben bekämpfen muss?

00:03:52: Das ist eine extrem komplexe Frage, die ist so komplex, dass wir damit eine ganze Podcast-Serie

00:03:58: füllen können.

00:04:00: Natürlich.

00:04:01: Ja, aber ja, wenn man es vereinfachen will, es gibt verschiedene Bereiche im Immunsystem,

00:04:09: die aktiv werden.

00:04:11: Dazu zählen zum Beispiel Makrophagen, das sind sogenannte Fresszellen, die können Bakterien

00:04:19: aufnehmen.

00:04:20: Dann hat man einen Teil der Immunität, die direkt Zellen attackieren können, zum Beispiel

00:04:26: Zellen, die infiziert wurden von einem Virus.

00:04:29: Und dann gibt es auch Zellen wie die B-Zellen, das ist meine Lieblingszelle, die produzieren

00:04:37: Antikörper.

00:04:38: Die Antikörper können den Krankheitserreger markieren oder unterschiedliche Teile des

00:04:46: Immunsystems auch wiederum aktivieren, die dann dafür sorgen, dass der Krankheitserreger

00:04:50: beseitigt wird.

00:04:51: Ja, spannend.

00:04:52: Also über die B-Zellen, dein Lieblingsthema sozusagen und deinen Hauptinteressensgebiet,

00:04:58: da sprechen wir gleich nochmal drüber.

00:04:59: Aber was, also du bist ja Immunologin, was erforscht man denn als Immunologin?

00:05:05: Ja, die Gesamtheit ist, dass man versteht, wie eine Immunabwehr vonstatten geht und die

00:05:13: ganzen Mechanismen, die dem zugrunde liegen.

00:05:16: Aber genau deswegen, also genauso wie man im Team arbeiten muss, also wie das Immunsystem

00:05:22: im Team arbeiten muss, braucht man auch ein ganzes Wissenschaftlerteam, um das zu verstehen,

00:05:26: weil sich eigentlich jeder Wissenschaftler auf eine bestimmte Sparte des Immunsystems

00:05:30: konzentriert und die bearbeitet.

00:05:32: Wo würdest du dich so ansiedeln, bist du euer Mittelfeld oder Sturm oder Abwehr?

00:05:37: Die B-Zellen hat tatsächlich eine ganz interessante Rolle, aber ich würde sagen, wir sind in

00:05:42: der Abwehr.

00:05:43: Okay, spannend.

00:05:44: Wie gesagt, da zum Gleiche dann nochmal.

00:05:47: Was ich beim Immunsystem ja auch immer spannend finde, es gibt ja durchaus in unserem Körper

00:05:52: auch Bakterien, Viren und Pilze, die wir brauchen, Stichwort Mikrobiom.

00:05:58: Wie schafft das unser Körper denn dazu unterscheiden?

00:06:01: Ja, das sind ganz wichtige Mechanismen, die da greifen und auch ganz unterschiedliche,

00:06:07: was um ein Beispiel herauszugreifende, die Barrierefunktion ist etwas, was ganz wichtig

00:06:12: ist, also dass einfach eine Barriere vorhanden ist zwischen dem Mikrobiom und dem eigentlich

00:06:17: Immunsystem.

00:06:18: Das ist im Darm zum Beispiel gegeben durch die Epithelzellen, wie das die Beides voneinander

00:06:22: trennen.

00:06:23: Und eben, wenn diese Barriere dann nicht mehr intakt ist, das hat man ja dann teilweise

00:06:27: bei den zündlichen Darmerkrankungen, wie bei Morbus Kronen zum Beispiel, dann kommt es

00:06:31: eben dazu, dass das Immunsystem auch aktiviert wird.

00:06:34: Und was auch ein Mechanismus ist, der wichtig ist, ist, das Immunsystem nimmt alles im

00:06:39: Kontext wahr.

00:06:40: Und wenn ein Kontext friedlich ist sozusagen, dann reagiert das Immunsystem anders, also

00:06:47: wenn ein Kontext aggressiv ist.

00:06:49: Das heißt, wenn etwas beschädigt wird, dann werden ganz andere Signalmoleküle ausgeschüttet

00:06:55: und durch diese Beschädigung agiert das Immunsystem anders und setzt auf Attacke und nicht mehr

00:07:01: auf Toleranz.

00:07:02: Ach, das ist ja interessant.

00:07:03: Also da kann man nämlich dann sehr wohl unterscheiden.

00:07:05: Das ist ja immer was, was man sich irgendwie so ein bisschen fragt.

00:07:07: Wir geht das überhaupt, weil, also wir sind ja durchaus überhaupt nicht steril, sondern

00:07:12: es ist ja auch gut, dass in uns viele Mikroorganismen leben, die eben auch viel wichtige Arbeit

00:07:18: für uns erledigen und dass unser Körper die im besten Fall nicht attackiert.

00:07:22: Wer da nochmal genauer einsteigen will, übrigens bei dem Mikrobiom, da habe ich in Folge 6

00:07:27: mit Dr.

00:07:28: Lisa Osbett-Block sehr genau drüber gesprochen, unterhaltsame Folge und natürlich auch sehr

00:07:34: spannend, also hört da gerne mal rein, falls ihr das noch nicht getan habt und du natürlich

00:07:37: gerne auch die Karte.

00:07:39: Du wurdest in einem Online-Portrait der Helmholtz Gemeinschaft als eine Ingenieurin unseres

00:07:45: Abwehrsystems bezeichnet.

00:07:47: Ich habe das jetzt so verstanden.

00:07:50: Du baust inspiriert von der Natur, wenn man sich jetzt das Wort Ingenieur mal so vornimmt,

00:07:56: definitionsgemäß, dann baust du inspiriert von der Natur eine verbesserte Abwehr für

00:08:01: unseren Körper.

00:08:02: Habt ihr das richtig verstanden?

00:08:03: Ja, das ist der Grundgedanke dahinter.

00:08:06: Also wir greifen Aspekte raus, die die Natur sich schon überlegt hat, sehr kreative gute

00:08:11: Lösungsansätze, die aber teilweise nicht so gut funktionieren können, weil die Natur

00:08:17: limitiert ist.

00:08:18: Um da jetzt ein ganz konkretes Beispiel zu nennen, es gibt ein Mechanismus in der B-Zelle, den

00:08:24: die B-Zelle nutzt, um tolle Antikörper herzustellen.

00:08:27: Also die kann Proteine, andere Proteine und Antikörper mixen einzudringen.

00:08:33: Wenn dieses Protein dann nämlich in den Antikörper eingebaut wird, wird der Antikörper reaktiv

00:08:39: für den Erreger und stellt eine ziemlich potente Waffe gegen den Erreger dar.

00:08:45: Jetzt ist es aber so, dass diese Proteine, die nützlich werden mit den Antikörper zu

00:08:50: verpaaren, nicht immer von der B-Zelle produziert werden.

00:08:53: Und das ist eine Limitation des natürlichen Mechanismus.

00:08:57: Und wir versuchen genau da anzusetzen und versuchen der B-Zelle das Werkzeug an die

00:09:02: Hand zu geben, eben neue Antikörper zu kreieren, die die in der Natur nicht vorkommen würden.

00:09:08: Ach, das ist ja sehr, sehr spannend.

00:09:11: Also ich habe es jetzt ja schon ein paar Mal gehört und weiß es ja auch, habe es schon

00:09:16: angedeutet, du interessierst dich vor allem und widmerst dich eben den B-Zellen, die gehören

00:09:22: ja zu den weißen Blutkörperchen.

00:09:24: Was findest du daran so interessant?

00:09:25: Ja, die B-Zelle ist so ein bisschen so eine Sonderrolle, ja nimmt so eine Sonderrolle

00:09:30: wahr, weil sie sich während der Immunreaktion an den Erreger anpassen kann.

00:09:36: Und das finde ich extrem spannend.

00:09:37: Also zum einen ist in unserem Körper von Anfang an, also als Grundzustand sozusagen das Immunsystem

00:09:45: sind schon extrem viele B-Zellen vorhanden, die sich alle ganz, ganz wenig voneinander

00:09:51: unterscheiden.

00:09:52: Aber durch diese Vielfalt, die da ist, haben wir ständig eine Antwort parat für eine

00:09:56: Patogen, was da kommt.

00:09:58: Aber zusätzlich zu dieser, ja wir nennen das Diversität oder das Repertoire der B-Zellen,

00:10:04: eine bestimmte B-Zelle, die sich als nützlich herausstellt und diesen Krankheitsarriger

00:10:09: zu bekämpfen, noch weiter diversifizieren und sich noch besser anpassen.

00:10:14: Und dieses noch besser anpassen, das finde ich unheimlich spannend.

00:10:17: Und das war so ein bisschen der Grund, warum ich mich auf die B-Zelle konzentriert habe.

00:10:20: Deine Forschungsgruppe, die ist ja am Zentrum für individualisierte Infektionsmedizin

00:10:26: angesiedelt.

00:10:27: Das ist ein Standort, das HZI in Hannover.

00:10:30: Kann man dazu auch personalisierte Medizin sagen?

00:10:33: Ja, kann man sagen.

00:10:34: Wir versuchen, die Lösungsansätze passgenau für ein Individuum zu generieren.

00:10:41: Und wie ändert sich dadurch eine Behandlung von Infektionen?

00:10:46: Also wenn man konkret bei diesem Beispiel mit diesen Antikörpern bleibt, das, was ich

00:10:52: vorhin gerade gesprochen habe, dann ein personalisierter Ansatz, den wir gerade verfolgen

00:10:57: ist, dass wir sagen, okay, in einem Individuum stellt sich vielleicht heraus, dass das Immunsystem

00:11:03: eine Schwachstelle hat.

00:11:05: Und wir nehmen diesen neuen Antikörper, den wir generiert haben, der besser ist als die

00:11:10: konventionellen Antikörper und bringen ihn künstlich in den Körper ein.

00:11:15: Dazu müsste man momentan Zellen aus dem Körper entnehmen, sie verändern und zurückgeben.

00:11:21: Und damit hätte man einen personalisierten Therapieansatz, da es ja für das Individuum

00:11:28: in dem Moment geschieht und mit den Zellen des Individuums.

00:11:32: Und bei welchen Erkrankungen?

00:11:33: Also in welchen Erkrankungen vorsteht das zum Beispiel gerade?

00:11:36: Natürlich macht so ein Ansatz nur Sinn bei Erkrankungen wie HIV.

00:11:42: Das ist ein Thema, was gerade bei uns auf dem, an dem wir arbeiten, weil es müssen natürlich

00:11:50: Erkrankungen sein, die man therapeutisch behandeln könnte.

00:11:56: Also es ist kein Impfstoff, man würde jetzt nicht bei einem gesunden Präventivzellen modifizieren.

00:12:03: Aber es ist auch nur ein Schritt, also ich sehe das eher als ein Schritt auf den Weg

00:12:06: hin zu einem Impfstoff, der dann paradoxerweise nicht mehr personalisiert wäre.

00:12:12: Aber unser ultimatives Ziel wäre eigentlich ein Impfstoff oder die Modifikation vom B-Zellen

00:12:19: im Körper, sodass man diesen Schrittzellen herauszunehmen und wieder zurückzugeben, umgehen

00:12:24: kann.

00:12:25: Und dann hätte man die Grundlage geschaffen, dass es ein Impfstoff wäre, den der auch

00:12:30: breit anwendbar wäre.

00:12:31: Ist das jetzt das auch?

00:12:32: Also wenn ich jetzt, ich habe mal den Begriff "maßgeschneiderten Impfstoff" gehört,

00:12:37: das ist das ja dann eigentlich nicht.

00:12:39: Weil der ist ja dann, hast du ja gerade eben gesagt, das ist dann gar nicht mehr so personalisiert,

00:12:44: sondern das ist dann ja eigentlich in der breiten Anwendung.

00:12:47: Ja meine Meinung dazu wäre, dass man sagt, man versucht einen Impfstoff zu entwickeln,

00:12:52: der breit anwendbar ist.

00:12:54: Aber die, also die personalisierte Komponente, die ich wichtig finde, ist, dass man eigentlich

00:12:59: weiß, wie gut ist das Immunsystem von jemandem, um auf den Impfstoff zu reagieren.

00:13:04: Das ist das, wo ich denke, ist die Personalisierung ist wichtig.

00:13:09: Wir versuchen zum Beispiel auch zu verstehen, dass es ein anderes Projekt bei uns im Labor,

00:13:13: da haben wir einen Verfahren entwickelt, um auf ganz einfache Art und Weise feststellen

00:13:18: zu können, ob das Immunsystem ein gutes Immunsystem ist oder ein schlechtes.

00:13:22: Weil was wir momentan machen ist, wir haben Impfstoffe, die wir breit anwenden, aber man

00:13:26: wird geimpft und dann war es das richtig.

00:13:29: Also dann wissen wir eigentlich gar nicht, hat das eigentlich funktioniert, man macht

00:13:33: selten eine Tite oder eine Antikörperbestimmung, um zu gucken, dass die Impfe auch erfolgreich

00:13:39: war.

00:13:40: Deswegen finde ich es wichtig vorzugreifen und zu wissen, ob jemand ein schwaches Immunsystem

00:13:46: hat, weil dann kann man personalisiert angreifen und sagen, okay, da ist jemand mit einem schwachen

00:13:51: Immunsystem und da muss man vielleicht ein anderes Protokoll fahren, als das bei jemandem

00:13:56: der Fall wäre, der ein gutes, normales, durchschnittliches Immunsystem hat.

00:14:00: Also mehrmals impfen oder ...

00:14:02: Zum Beispiel.

00:14:03: ... mit höheren Dosen oder anderen Dosen einfach.

00:14:06: Genau.

00:14:07: Ja, und um da dann zu wissen, welches Protokoll man eigentlich fährt, muss man eben gucken,

00:14:13: individuell, wie sieht das Immunsystem aus, wahrscheinlich erst mal bei vielen Menschen,

00:14:16: um da so ein bisschen eine Idee von zu bekommen.

00:14:19: Genau.

00:14:20: Und dann kann man dann auch aktivieren.

00:14:21: Forscht man ja teilweise wirklich auch schon seit Jahrzehnten nach Impfstoffen.

00:14:25: HIV ist da, glaube ich, so ein Stichwort.

00:14:27: Warum ist das ja manchmal einfach so schwer?

00:14:30: Ja, das ist schwer zu erklären.

00:14:31: Dafür gibt es natürlich die verschiedensten Gründe, einen Grund, der bei HIV zum Beispiel

00:14:37: relevant ist oder auch bei Hepatitis C, das hat man ja auch schon genannt, dass das Virus

00:14:41: sich ständig verändert.

00:14:42: Und natürlich ist ein Virus, das sich ständig verändert, eine Herausforderung für das Immunsystem,

00:14:47: weil das Immunsystem eigentlich immer hinterherläuft.

00:14:49: Das muss sich immer wieder anpassen und das Virus ist immer schon einen Schritt weiter.

00:14:54: Das ist ein klassisches Problem, was es bei den Impfungen gibt.

00:14:58: Ja, Impfungen ist ja, glaube ich, für uns alle noch sehr präsent.

00:15:03: Das war, glaube ich, also das letzte Mal so viele Menschen auf einmal geimpft worden,

00:15:07: wie jetzt während der Covid-19-Pandemie.

00:15:10: Das ist schon, da können sich, also ich zum Beispiel, können mich da glaube ich nicht

00:15:14: dran erinnern in der Zeit, die ich jetzt schon lebe.

00:15:17: Wie hat denn die Covid-19-Pandemie die Richtung deiner Forschung auch beeinflusst?

00:15:23: Also wir haben komplett neue Projekte eigentlich oder neue Inspirationen bekommen auch während

00:15:29: Corona, weil also das war natürlich auch eine extremen Situation.

00:15:33: Für uns auch als Labor, ich habe gerade erst das Labor angefangen, das war auch so ein

00:15:37: bisschen die Frage, was machen wir jetzt mit dieser Situation, gerade als Junggruppenleiterin

00:15:42: in so einer Situation, die Leute konnten nicht ins Labor, konnten nicht ihre Arbeit machen

00:15:48: und deswegen hatten wir uns damals entschieden, okay, wir sind ein Antikörper-Labor, wir können

00:15:53: einen Beitrag leisten eventuell und deswegen machen wir das aus.

00:15:56: Deswegen sind wir auch in die Corona-Forschung mit eingestiegen und haben versucht, dieses

00:16:00: Virus ein bisschen besser zu verstehen, bei Antikörperantworten angesetzt.

00:16:05: Und aus diesen Experimenten kam dann eigentlich die Frage Stellung, wie kann man den Impfstoff

00:16:14: noch verbessern?

00:16:15: Weil neben diesen cellulären Impfstoffen gibt es ja diese ganz klassischen Impfstoffe,

00:16:21: wo man, ja, wenn denn die aktive Impfstoffe, man gibt halt den Erreger, abgeschwächt oder

00:16:27: Teile des Erregers in den Körper und das sind genau die Impfstoffen, die jetzt eben

00:16:31: wir genutzt haben bei Corona.

00:16:36: Aber unsere Frage war, könnte man die nicht abändern, damit die noch besser werden?

00:16:41: Und unser Ansatz hier ist, dass wir sagen, wir versuchen, die Interaktion des Impfstoffs

00:16:46: mit unserem Körper zu unterbinden.

00:16:49: Weil tatsächlich viele Proteine von Krankheitserregern, die wir in unserem Körper geben, sind für

00:16:55: den Körper oder können mit den Körper in Interaktion treten.

00:16:58: Was ja Sinn macht, weil wir wollen ja gerade diese Interaktion

00:17:02: unterbinden. Das heißt, wir nehmen zum Beispiel das Oberflächenprotein

00:17:06: von dem SARS-CoV-2-Virus, impfen damit.

00:17:11: Und deswegen haben wir Antikörper gegen dieses Oberflächenprotein,

00:17:14: und damit können die Viren nicht mehr ansetzen. - Ja.

00:17:18: Man kann sich aber auch überlegen, dass es zur Blockade

00:17:26: von Immunreaktionen kommt, wenn diese Interaktion stattfindet.

00:17:30: Das heißt, wenn der Impfstoff an Körper-eigen Strukturen

00:17:34: oder Zellen bindet, weil dann ja eigentlich die Oberfläche,

00:17:38: gegen die wir eigentlich Antikörper bilden sollten,

00:17:42: maskiert ist und nicht verfügbar ist.

00:17:45: Und wir versuchen gerade neue Designs von Impfstoffen zu entwickeln

00:17:49: und setzen ganz kleine Modifikationen in den Impfstoff ein,

00:17:52: um diese Interaktion zu unterbinden.

00:17:55: Aber gleichzeitig versuchen wir auch, die Bereiche zugänglich zu lassen,

00:18:00: gegen die Antikörper generiert werden können.

00:18:03: Also das ist so ein bisschen so eine minimale Modifikation,

00:18:10: mit hoffentlich großer Wirkung.

00:18:12: Aber das werden wir sehen.

00:18:14: Also das heißt, ich versuch das jetzt gerade noch mal

00:18:18: so ein bisschen zu verstehen, das ist ja schon wirklich sehr,

00:18:21: sehr, sehr komplex. - Ja, das ist jetzt komplex.

00:18:23: Ja, aber das ist ja auch das, was uns alle interessiert.

00:18:25: Und das ist ja also die Corona-Impfung,

00:18:27: ist glaube ich auch ein Thema, was einfach ...

00:18:29: Da könnten jetzt einige zuhören und denken,

00:18:30: ja, ich hab's doch gewusst, sie ist gar nicht ...

00:18:32: Also die ist eher Gift für unseren Körper sozusagen.

00:18:35: So war das ja aber gar nicht gemeint.

00:18:36: Nein, so was nicht gemeint.

00:18:38: Sondern wenn ich das richtig verstanden hab,

00:18:40: ist ja, dass die Antikörper, die unser Körper dann bildet,

00:18:46: sich gegen Körper-eigene Strukturen richten.

00:18:49: Und das versuch dir zu verhindern?

00:18:52: Nee, bei Corona müssen wir mal rausnehmen,

00:18:55: weil Corona ...

00:18:56: Also wir haben zwar diese Idee bei Corona entwickelt,

00:18:59: aber bei Corona ist kein Virus, wo wir davon ausgehen,

00:19:05: dass diese Änderung oder dieses Design einen Rieseneffekt hätte.

00:19:10: Wir haben einen kleinen Effekt gesehen,

00:19:12: aber die Corona-Impfen sind so gut,

00:19:13: da muss man nicht mehr viel modifizieren,

00:19:15: um eine gute Antikörperantwort zu generieren.

00:19:17: Also das ... genau, diese Sorge kann ich komplett ...

00:19:21: ja, verneinen.

00:19:23: Das find ich auch schon mal gut an dieser Stelle.

00:19:25: Nee, es geht eher darum, zu fragen,

00:19:28: wie sieht es aus bei Viren,

00:19:31: für die wir seit Jahrzehnten keine Impfstoffe haben?

00:19:33: Zum Beispiel das HIV. - Zum Beispiel das HIV.

00:19:36: Zum Beispiel, hCV.

00:19:38: Denn wir waren ja in einer ziemlich luxuriösen Situation,

00:19:41: dass wir mit einem Virus konfrontiert waren,

00:19:43: gegen das wir relativ schnell, eigentlich super schnell,

00:19:46: eine Antwort parat hatten.

00:19:48: Aber das ist ja bei manchen Viren nicht der Fall.

00:19:51: Und deswegen, und genau diese Strategie, die ich erklärt habe,

00:19:54: die versuchen wir für genau diese Viren anzuwenden,

00:19:57: gegen die wir eben noch keine Impfstoffe haben.

00:20:00: Ein Student von mir versucht, das Konzept immer so zu erklären,

00:20:03: dass der sagt, man muss sich vorstellen,

00:20:05: man hat einen Gesichtscanner, aber man trägt eine Maske.

00:20:08: Mhm. - Wenn der Impfstoff

00:20:10: das Gesicht wäre, aber maskiert ist,

00:20:12: dann kann der Gesichtscanner nicht arbeiten.

00:20:15: Und der Gesichtscanner wäre in dem Moment das Immunsystem.

00:20:17: Mhm.

00:20:19: Und wir versuchen, die Maske zu entfernen.

00:20:21: Und das machen wir durch Modifikation des Impfstoffs.

00:20:26: Damit die Gesichtscanner besser funktioniert.

00:20:29: Ah, okay, also, dass das Immunsystem eben sofort erkennt.

00:20:32: Okay, hier müssen wir jetzt reagieren.

00:20:35: Da müssen wir genau was gegenmachen.

00:20:37: Und ich hab ganz genau erkannt, wogegen.

00:20:39: Also, hier gegen dieses Muttermal zum Beispiel,

00:20:41: was man nicht gesehen hätte, wenn die Maske drauf wäre,

00:20:44: da müssen wir jetzt auf jeden Fall auch was entwickeln.

00:20:46: So, und etwa? - Genau.

00:20:48: Wenn man sich das dann so ...

00:20:49: Bei Corona wäre die Maske halt nicht so präsent.

00:20:52: Die würde ab und zu mal abgesetzt, da kann ein Gesichtscanner agieren.

00:20:56: Aber bei manchen Viren gehen wir davon aus,

00:20:59: dass die so stark maskiert sind, dass die schwierig zu erkennen sind.

00:21:03: Okay, das ist auf jeden Fall, glaube ich, etwas,

00:21:06: womit alle und auch ich dann was anfangen können.

00:21:09: Gehen wir mal weg von den Impfstoffen.

00:21:12: Guckt ja einfach auch, das hast du ja eingangs auch schon erwähnt.

00:21:16: Wie sieht denn eigentlich das Immunsystem von Personen aus?

00:21:19: Und wie hilft denn deine Forschung dabei,

00:21:22: auch besser zu verstehen, warum manche Menschen

00:21:25: schwerer an Infektionen erkranken als andere vielleicht?

00:21:29: Da ist ja Corona auch wieder das beste Beispiel,

00:21:31: zumindest das, was wir so in Erinnerung haben, glaube ich.

00:21:34: Aber wie kann das dabei helfen?

00:21:37: Also, wir versuchen zu verstehen,

00:21:39: welche Schwachstellen zum Beispiel da sind in der Bezel Antwort.

00:21:44: Das heißt, wie divers ist die Antwort, die generiert sind,

00:21:50: woraus besteht sie genau,

00:21:52: welche Antikörper sind vorhanden, wie gut sind die Antikörper?

00:21:56: Denn wenn man versteht, wo die Schwachstellen sind,

00:21:59: kann man natürlich auch versuchen, diese Schwachstellen

00:22:02: auszuräumen und Gegenmaßnahmen zu bilden.

00:22:07: Ja, und welche neuen Technologien

00:22:12: oder auch Methoden findest du jetzt schon besonders spannend

00:22:18: für die Zukunft, vielleicht auch der Infektionsforschung?

00:22:21: Ja, momentan ist so viel los.

00:22:23: Also, momentan ist es richtig spannend.

00:22:25: Ja, das hat mit der ...

00:22:30: Ich weiß nicht, ob man das so mitbekommen hat,

00:22:33: aber es gibt ja so eine ganz tolle neue Möglichkeit,

00:22:36: die Proteinstrukturen vorherzusagen, das nennt sich Alpha-Fold.

00:22:41: Das hat wirklich so eine ...

00:22:42: Ja, es war so eine bahnbrechende ...

00:22:46: bahnbrechendes Werkzeug, mit dem wir jetzt arbeiten können

00:22:49: und was ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

00:22:52: Weil man kann eben nur an der Sequenz von einem Protein erkennen,

00:22:59: wie sieht dieses Protein aus?

00:23:01: Das hört sich trivial an, aber das ist ...

00:23:05: Also, das wirklich, das eröffnet ganz neue Möglichkeiten.

00:23:08: Und wenn es auch um Impfstoffdesignens geht,

00:23:10: kann man sich natürlich vorstellen, dass man sagt,

00:23:13: okay, Strukturen, die vorher unbekannt waren,

00:23:16: kann man vorher sagen.

00:23:18: Und wenn man das Ganze jetzt noch weiter in die Zukunft spinnt

00:23:22: und mit den neuen Computertechnologien,

00:23:24: die aufkommen wie Quantum-Computing,

00:23:28: wo auf einmal so große Möglichkeiten da sind,

00:23:33: komplexe Probleme mit dem Computer zu lösen,

00:23:35: dann kann man sich natürlich vorstellen,

00:23:37: wenn man diese beiden Werkzeuge zusammenbringt,

00:23:39: dass man ganz neue Wege finden, wie man Impfstoffdesignen muss,

00:23:42: dass sie am besten funktionieren.

00:23:44: Und ich glaube, da ist viel Potenzial und da wird viel passieren.

00:23:47: Das ist unheimlich spannend.

00:23:49: Das klingt jetzt gerade auch irgendwie noch so sehr abstrakt

00:23:51: und auch irgendwie so ein bisschen science fiction

00:23:53: und vielleicht auch ein bisschen bedrohlich.

00:23:55: Damit könnte man wahrscheinlich auch Dinge machen,

00:23:58: die nicht so gut sind, oder?

00:24:00: Das ist mit allem so.

00:24:02: Nein, alles, ich denke, jede Errungenschaft bringt Gefahren mit sich

00:24:06: und man muss halt einfach aufpassen,

00:24:07: wie man das für die richtigen Dinge nimmt.

00:24:09: Das ist bei AI so.

00:24:11: Das wird bei Quantum-Computing so sein.

00:24:13: Jede neue Technologie birgt Risiken und birgt Chancen.

00:24:16: Und ja, wir setzen auf die Chancen.

00:24:20: Ja, muss man, also es ist ja auch einfach so,

00:24:23: man muss sich dann da auch einfach in den Strom sozusagen begeben

00:24:27: und gucken, wie es dann weitergeht.

00:24:29: Wie siehst du denn persönlich in die Zukunft

00:24:32: der personalisierten Immuntherapie?

00:24:34: Welche Durchbrüche erwartest du vielleicht?

00:24:38: Oh, also ich hoffe auf neue Biomarker.

00:24:40: Also weil ich glaube tatsächlich, dass das entscheidend ist,

00:24:44: um entscheiden zu können, wie man jemanden am besten behandeln sollte.

00:24:50: Brauchen wir erstmal Werkzeuge, um zu ermitteln,

00:24:55: wo steht diese Person denn gerade?

00:24:57: Und da sind Biomarker wirklich einen Schlüssel.

00:25:00: Und mit den ganz neuen Technologien, die da sind,

00:25:04: kann man eventuell auch Biomarker

00:25:06: und neue Biomarker entdecken,

00:25:08: die eine größere Sensitivität haben

00:25:11: oder besser, die uns dabei helfen, zu kategorisieren,

00:25:14: welcher Patient sollte, wie behandelt werden.

00:25:18: Welche Chancen ergeben sich aus welcher Behandlung?

00:25:21: Also einfach so Biomarker sind ja so ein bisschen was wie,

00:25:24: na ja, Fingerabdruck kann man jetzt nicht sagen.

00:25:27: Aber ja, also wie man, also Stoffe nach denen man sucht

00:25:32: oder Auffälligkeit nach dem man sucht, wo man weiß,

00:25:35: dass und das weiß da und darauf hin.

00:25:38: Und deshalb müssen wir so und so behandeln.

00:25:40: Das war jetzt natürlich ganz abstrakt formuliert, aber ...

00:25:43: Genau, aber eigentlich ist es so.

00:25:45: Nur diese klassischen Biomarker, die man kennt,

00:25:47: ist halt, man misst einen Protein, was wir im Blut haben

00:25:51: und versucht daraus, eine Reihe von Dingen abzuleiten.

00:25:53: Aber mit den neuen Technologien

00:25:55: kann man viel komplexere Analysen machen.

00:25:59: Das heißt, wir können die verschiedene Proteine

00:26:03: gleichzeitig berücksichtigen.

00:26:05: Wir versuchen zum Beispiel aus dem Repertoire,

00:26:10: was wir im Körper, also unserem Bezelrepertor,

00:26:13: herauszulesen, wie gut eine Immunantwort sein wird.

00:26:18: Also da ergeben sich eben durch die neuen Technologien,

00:26:21: die wir jetzt an der Hand haben,

00:26:23: neue Möglichkeiten für neue Biomarker.

00:26:25: Und so ganz konkret vielleicht ein, na ja,

00:26:28: also ein Traum von dir, der vielleicht auch in der Zukunft

00:26:31: wirklich realistisch sein könnte.

00:26:33: Also was wir konkret machen im Labor ist,

00:26:39: wenn wir, oh, jetzt weiß ich aber sehr speziell,

00:26:41: (Lachen)

00:26:43: wir lesen ...

00:26:45: Ja, die B-Zelle, ich hab ja vorhin gesagt,

00:26:48: was mich bei der B-Zelle fasziniert ist,

00:26:51: dass sie während einer Immunantwort das Potenzial besitzt,

00:26:54: sich zu verändern.

00:26:55: Und dieses Potenzial sich zu verändern,

00:26:58: dem zugrunde liegen Mutationen,

00:27:01: also kleine Brüche in der DNA,

00:27:03: die die B-Zelle einfügt,

00:27:05: um etwas, um sich ein bisschen zu diversifizieren.

00:27:08: Und wir versuchen diesen ...

00:27:10: Ja, Mechanismus gerade auszunutzen und auszulesen,

00:27:15: mit der Idee, dass wir die B-Zelle benutzen können

00:27:19: als Werkzeug, um zu sagen, wie gut ist die DNA-Reparatur?

00:27:23: Das ist mit anderen Zellen nämlich nicht so möglich,

00:27:28: weil die einfach nicht so häufig ihre DNA brechen.

00:27:30: Aber dadurch, dass diese B-Zelle die Eigenschaft besitzt,

00:27:33: sich viel zu verändern,

00:27:36: bricht sie ihre DNA besonders häufig.

00:27:38: Und DNA-Reparatur, wenn man die messen kann,

00:27:42: dann kann man zum einen hoffentlich vorhersagen,

00:27:47: wie gut oder wie wahrscheinlich es ist,

00:27:50: dass jemand eine Krebserkrankung entwickelt.

00:27:53: Auf der einen Seite.

00:27:54: Auf der anderen Seite aber, wie groß das Potenzial ist,

00:28:00: verschiedenste B-Zellen herzustellen oder auch T-Zellen.

00:28:03: Weil das ja ...

00:28:04: Weil ähnliche Prozesse, die der B-Zelle zugrunde liegen,

00:28:07: liegen auch der T-Zelle zugrunde.

00:28:09: Das heißt, wir hoffen einen ...

00:28:11: einen Maß für die Qualität der Immunreaktion ...

00:28:15: damit zu, ja, zu messen, zu ermitteln.

00:28:21: Spannend.

00:28:23: Okay, das klingt nach einem Traum,

00:28:25: den ich irgendwie mir ganz gut mittlerweile vorstellen kann,

00:28:29: und klingt sehr vielversprechend.

00:28:31: Wir haben mal gespannt, ob der auch in Erfüllung geht.

00:28:34: Was hast du zu dem Wort "Green Lab" zu sagen?

00:28:38: Ist mir untergekommen, aber sagt mir noch gar nichts.

00:28:40: Ja.

00:28:42: Ja, ich denke, Klimawandel ist was,

00:28:44: was an Keimen von uns vorbeigeht und vorbeigehen sollte.

00:28:49: Und natürlich versuchen wir im Labor uns auch zu reduzieren

00:28:53: und zu schauen, welche Maßnahmen können wir ergreifen,

00:28:56: um einen Beitrag zu leisten.

00:28:58: Und Green Lab ist eigentlich ein Stempel.

00:29:01: Teilweise gibt es auch Zertifizierung,

00:29:04: die man anstreben kann mit einem Labor,

00:29:07: um besonders grün zu nachhaltig zu sein.

00:29:10: Die Forschung verbraucht unheimlich vier Ressourcen.

00:29:13: Wir verbrauchen extrem viel Energie,

00:29:15: alleine, wenn man sich die Minus-80er überlegt,

00:29:18: wie viel Energie da durchgeht, um unsere Proben zu kühlen,

00:29:21: oder wie viel Plastik wir verbrauchen.

00:29:23: Das ist Wahnsinn, um einen Essay zu fahren.

00:29:25: Plastik bei uns ist alles einmal benutzt.

00:29:27: Das muss danach in die Tonne,

00:29:29: weil wir können es einfach nicht nochmal bestücken.

00:29:32: Wir können es für einen Essay meistens, nicht immer,

00:29:35: wir versuchen, da besser zu werden,

00:29:38: aber meistens können wir es nur für einen Essay benutzen.

00:29:41: Deswegen versuchen wir, also fragen wir uns aktiv,

00:29:43: gerade auch im Team, wo sind Möglichkeiten, wo wir sparen können,

00:29:47: welche Geräte kann man ausschalten, ohne dass man das Gerät beschädigt.

00:29:50: Manche müssen laufen, manche kann man ausschalten.

00:29:53: Man kann einfach nur ein bisschen grüner zu werden

00:29:55: und mit unseren Ressourcen achtsamer umzugehen.

00:30:00: Ja, also auch da einfach einen Blick in die Zukunft.

00:30:02: Ein sehr weiter Blick einfach auf den ganzen Planeten.

00:30:06: Und damit natürlich auch am Ende wieder auf unsere Gesundheit.

00:30:10: Was mich noch interessiert jetzt zum Schluss,

00:30:14: wie bist du eigentlich zu deinem Forschungsgebiet gekommen?

00:30:18: Oh.

00:30:20: Ich wollte ursprünglich was ganz anderes machen.

00:30:23: Ich wollte weiße Biotechnologie studieren

00:30:27: und habe dann eine ... Ich habe in Freiburg studiert

00:30:30: und habe in Freiburg eine Vorlesung,

00:30:32: eine Immunologievorlesung gehört.

00:30:34: Und die hat mich tatsächlich so beeinflusst,

00:30:36: dass ich meine ganzen Pläne gekänzelt habe.

00:30:39: Ich hatte sogar schon den Studienplatz damals in Straßburg.

00:30:42: Ich habe den abgesagt, weil als ich die Zusage

00:30:45: für diesen Studienplatz bekommen habe, war mir klar,

00:30:47: das will ich nicht. Ich will Immunologie machen.

00:30:50: Dann ging es mit Immunologie weiter.

00:30:52: Und bist auch nach wie vor Feuer und Flamme.

00:30:55: Das hört man auf jeden Fall und sieht man auch,

00:30:57: wenn du darüber sprichst.

00:30:59: Trotzdem, neben der ganzen Forschung,

00:31:01: bist du auch einfach ein Mensch, der auch mal schlafen muss

00:31:05: und essen muss und auch mal zur Ruhe kommen muss.

00:31:08: Was machst du denn so in deiner Freizeit, wenn du welche hast?

00:31:12: Freizeit ist tatsächlich relativ begrenzt.

00:31:15: (Lachen)

00:31:17: Das Gute ist, dass wir unseren Job auch als Passion verstehen.

00:31:22: Aber ja, ganz privat.

00:31:25: Ich bin jemand, der sich für extrem viele Dinge

00:31:27: unheimlich begeistern kann.

00:31:29: Ich begeister schon Baum oder Blumenbeet.

00:31:32: Deswegen kann ich relativ viel Kraft schöpfen

00:31:34: aus den einfachen Dingen.

00:31:36: Also, ob es jetzt ein tolles Essen mit meiner kleinen Familie

00:31:41: oder Freunden ist, da bin ich eigentlich relativ reduziert

00:31:45: und bin schon sehr glücklich mit den kleinen Dingen.

00:31:48: Oder einfach einen Spaziergang oder so. - Genau.

00:31:51: Ja, schön.

00:31:53: Hast du vielleicht noch so eine Art "Naya Tech Home"-Message

00:31:58: oder irgendwas, was wir und Hörerinnen und Hörer

00:32:01: einfach in den Alltag irgendwie mitnehmen können,

00:32:04: was wir dafür tun kommen, um eben gesund,

00:32:09: möglichst gesundes Leben zu gehen

00:32:10: und vielleicht auch irgendwas für unsere Abwehr zu tun,

00:32:14: für unser Immunsystem?

00:32:16: Die Frage ist jetzt, ja, die ist schwer.

00:32:20: Also, tatsächlich würde ich sagen, Benutzkonton.

00:32:24: Weil, ja, also die WHO hat es ...

00:32:28: Die Infektionsrate bei Jugendlichen ist extrem hoch.

00:32:31: Ich glaube, was tatsächlich viel, viel wichtiger ist,

00:32:34: als uns darum zu kümmern, dass unser Immunsystem gut funktioniert,

00:32:38: ist, dass wir uns nicht infizieren.

00:32:40: Wenn wir präventiv arbeiten können, sollten wir das vermeiden.

00:32:44: Ja. - Und da sind manchmal ganz einfache Maßnahmen

00:32:48: extrem wichtig und wirksam.

00:32:54: Find ich einen sehr, sehr guten Hinweis zum Abschluss.

00:32:57: Und ich glaube, der hat auch alle noch mal ein bisschen aufgeweckt.

00:33:01: Weil klingt vielleicht erst mal ungewöhnlich,

00:33:03: aber es ist eine sehr einfache Maßnahme auf jeden Fall.

00:33:05: Also, vielen, vielen Dank dir für diese spannenden Einblicke

00:33:08: in unser Immunsystem und die ganz, ganz kleinen Teile darin.

00:33:12: Welche Aufgabe dir erfüllen und was man tun kann,

00:33:14: um sie noch ein bisschen, ich sag mal, zu pimpen.

00:33:17: Danke für deine Zeit.

00:33:19: Ich bedanke mich für die Einladung.

00:33:21: Es hat mir total Spaß gemacht. - Schön.

00:33:23: Infekt ist ein Podcast der Helmhalszentrum

00:33:25: für Infektionsforschung GmbH Braunschweig.

00:33:28: Produziert von TVN Corporate Media, Creative Producer,

00:33:32: Rolf Rosenstock und Malte Füllgrabe.

00:33:34: Ich bin Julia Deman und das war unsere erste Staffel.

00:33:38: Seid gespannt auf die nächste,

00:33:40: der ich auch wieder mit vielen spannenden Forscherinnen

00:33:42: über unser Zusammenleben mit Krankheitserregern sprechen werde.

00:33:47: Copyright WDR 2021

00:33:50: Copyright WDR 2021

00:33:53: Copyright WDR 2021

00:33:55: [Codec Savit-Verspektive]

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