Unser Mikrobiom und wie es uns gesund erhält

Shownotes

Verdauungsprobleme nehmen zu – mittlerweile ist jede 2.bis 3. erwachsene Person betroffen. Und die hängen DIREKT mit unserer modernen Lebensweise zusammen:

Was uns das Leben leichter macht, macht unseren Körper kaputt: Fast Food, sitzen im Job – im Auto – auf der Couch, die Notwendigkeit, sich zu bewegen, nimmt immer mehr ab. Alles kann man sich nach Hause liefern lassen – selbst den Wocheneinkauf. Und wenn dann doch mal etwas zwickt und zwackt: Ja dann müssen wir vielleicht doch mal unseren Hintern zum Arzt bewegen. Und da gibt’s dann oft: Medikamente, z. B. Antibiotika.

Und all das schadet unseren winzig kleinen Mitbewohnern. Denn wir sind ja nicht allein in unserem Körper: Die riesige Mikroorganismen WG in unserem Darm hält uns gesund. Und wenn da der Haussegen schief hängt, werden wir krank. Und nicht nur so ein bisschen: Für krankhaftes Übergewicht, Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen und sogar Depressionen oder Krebs könnten Störungen unseres Mikrobioms der Auslöser sein.

Das weiß Dr. Lisa Osbelt-Block. Sie forscht an HZI in der Forschungsgruppe „Mikrobielle Immunregulation“ unter der Leitung von Prof. Till Strowig und ist fasziniert von unseren kleinen Mitbewohnern.

Wir sprechen heute darüber, wie unser Mikrobiom unseren Körper gesund hält und was passiert, wenn es nicht in Ordnung ist. Außerdem über die aktuelle Forschung zum Mikrobiom und darüber wie man die Erkenntnisse bei der Behandlung von Krankheiten nutzen kann. Und: heute gibt’s auch ein bisschen Service: nämlich was jeder und jede von uns selbst tun kann oder lassen sollte, um unser Mikrobiom fit und damit uns gesund zu halten.

Mehr zum Thema Forschung am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung findet ihr im Netz unter:

https://www.helmholtz-hzi.de/de/

Arbeiten und Forschen am HZI:

https://www.helmholtz-hzi.de/de/karriere/

Wer mehr zum Thema Keime, Antibiotikaresistenzen oder Erkrankungen, die durch Viren und Bakterien verursacht werden lernen will, der kann sich in unserem Wissensportal informieren:

https://www.helmholtz-hzi.de/de/wissen/wissensportal/wissensportal/

Transkript anzeigen

00:00:00: Verdauungsprobleme nehmen zu.

00:00:08: Mittlerweile ist jede zweite bis dritte erwachsene Person getroffen und diese Verdauungsprobleme

00:00:13: die hängen direkt mit unserer modernen Lebensweise zusammen.

00:00:16: Was uns das Leben leichter macht, macht unseren Körper kaputt.

00:00:19: Fast Food.

00:00:20: Sitzen im Job, im Auto, auf der Couch.

00:00:23: Die Notwendigkeit sich zu bewegen, nimmt immer mehr ab.

00:00:26: Alles kann man sich nach Hause liefern lassen.

00:00:29: Selbst den Wochen Einkauf.

00:00:30: Und wenn dann doch mal etwas zwickt und zwackt, ja, dann müssen wir vielleicht doch mal unseren

00:00:36: Hintern zum Arzt bewegen und da gibt es dann oft Medikamente, zum Beispiel Antibiotika.

00:00:41: Und all das schadet unseren winzig kleinen Mitbewohnern.

00:00:45: Denn wir sind ja nicht allein in unserem Körper.

00:00:48: Diese riesige Mikroorganismen-BG in unserem Darm hält uns gesund und wenn da der Haussegen

00:00:53: schief hängt, dann werden wir krank.

00:00:55: Und nicht nur so ein bisschen.

00:00:57: Für krankhaftes Übergewicht, Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen und sogar Depressionen oder

00:01:03: Krebs können Störungen unseres Mikrobiomes der Auslöser sein.

00:01:07: Das weiß Dr.

00:01:08: Lisa Ostbild-Block.

00:01:09: Sie forscht am HZI in der Forschungsgruppe Mikrobiälle Immunregulation unter der Leitung

00:01:14: von Professor Til Strowig und ist fasziniert von unseren kleinen Mitbewohnern.

00:01:18: Wir sprechen heute darüber, wie unser Mikrobiom unseren Körper gesund hält und was passiert,

00:01:23: wenn es nicht in Ordnung ist.

00:01:24: Außerdem über die aktuelle Forschung zum Mikrobiom und darüber, wie man die Erkenntnisse

00:01:29: bei der Behandlung von Krankheiten nutzen kann.

00:01:31: Und heute gibt es auch ein bisschen Service.

00:01:34: Nämlich was jeder und jede von uns selbst tun kann oder lassen sollte, um unser Mikrobiom

00:01:39: fit und damit uns gesund zu halten.

00:01:41: Wie lösen Bakterien und Virenkrankheiten aus?

00:01:48: Wie wird sich unser Immunsystem dagegen?

00:01:51: Und was müssen Wirkstoffe können, um gefährliche Infektionen zu bekämpfen?

00:01:55: Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, kurz HZI, wird nach Antworten auf diese Fragen

00:02:01: gesucht.

00:02:02: Wie diese Forschung funktioniert?

00:02:03: Wie die Ergebnisse in der Medizin genutzt werden?

00:02:06: Und wer die Menschen sind, die hier forschen, das hört ihr hier bei Infect, dem Podcast

00:02:12: des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung.

00:02:14: Ich bin Julia Deman, Biologin und Wissenschaftsjournalistin.

00:02:18: Hi!

00:02:19: Ja, ich sitze mal wieder in der schönen Bibliothek vom HZI und vor mir sitzt Lisa Oswald-Block.

00:02:29: Hallo Lisa, schön, dass du heute bei mir bist.

00:02:31: Hallo Julia, ich freue mich auch.

00:02:33: Lisa, bevor wir jetzt gleich mal tief, so ein kleines Deep Dive sozusagen in die Mikrobiomforschung

00:02:38: machen, würde ich gerne ein paar Basics von dir wissen.

00:02:41: Also was ist eigentlich das Mikrobiom?

00:02:43: Was besteht das?

00:02:44: Warum ist das wichtig für uns und wie funktioniert das überhaupt?

00:02:47: Ja, du hast es vielleicht ja schon irgendwie eingehend gesagt, wir sind nicht alleine.

00:02:52: Also auf uns und in uns leben einfach eine Vielzahl an Mikroorganismen.

00:02:57: Das sind zum Teil Bakterien und darauf fokussieren wir uns auch in unserer Forschung vor allem,

00:03:04: aber auch Viren, Pilze, Häfen, also alles Mögliche an Mikroorganismen, was da auf verschiedenen

00:03:11: Körperregionen kräucht und fleucht.

00:03:13: Das ist zum einen die Haut.

00:03:14: Aber das ist vor allem auch der Darm, der sehr dicht besiedelt ist mit diesen Mikroorganismen.

00:03:18: Und die haben eine sehr wichtige Funktion.

00:03:22: Also ohne die könnten wir eigentlich gar nicht überleben.

00:03:24: Die helfen uns bei der Verdauung zum Beispiel, dass Ernährungsbestandteile einfach zersetzt

00:03:30: werden können, die ansonsten nicht einfach zersetzt werden könnten.

00:03:34: Die stellen Vitamine her, Vitamin B, Vitamin K.

00:03:38: Die helfen einfach, dass wir auch aus der Ernährung wirklich die Kalorieneffizienten

00:03:45: herausziehen können.

00:03:46: Die sind für die Darmbeweglichkeit wichtig.

00:03:50: Also diese ganzen essentiellen Funktionen.

00:03:52: Und ein ganz wichtiger Aspekt ist eigentlich, dass sie uns auch schützen, nämlich vor Patogenen.

00:03:57: Was sind Patogene?

00:03:58: Patogene sind böse Bakterien, die sozusagen von außen eindringen wollen und uns krank

00:04:04: machen wollen.

00:04:05: Und durch diese ganzen Mikroorganismen, die im Darm sind, haben wir einen guten Schutz

00:04:09: dagegen.

00:04:10: Und wie entwickelt sich das Mikrobiom?

00:04:13: Also wenn wir auf die Welt kommen, haben wir das dann schon?

00:04:16: Oder wie bekommen wir unser, wie geht das los?

00:04:19: Wie bekommen wir unser erstes oder wo und wann bekommen wir unser erstes Mikrobiom?

00:04:22: Ja, also man kann eigentlich genau sagen, so wie wir uns entwickeln, so entwickelt sich

00:04:27: auch unser Mikrobiom.

00:04:28: Also wir bekommen nicht mit einem fertigen Mikrobiom direkt auf die Welt.

00:04:32: Wenn wir geboren werden, dann ist es so, dass wir eigentlich komplett keimfrei sind.

00:04:36: Also steril?

00:04:37: Ja, nahezu steril.

00:04:38: Und je nachdem, wie wir geboren werden, kommen wir dann in Kontakt mit dem Mikroben.

00:04:43: Also bei einer natürlichen, vaginalen Geburt kommt das Kind mit dem Mikroben im Vaginaltrag

00:04:48: der Mutter oder halt auch im Rektalenbakterien, als erstes in Kontakt.

00:04:52: Und das ist dann wirklich diese initiale Besiedlung.

00:04:55: Bei Kaiserschnittkindern ist es ein bisschen anders und auch tatsächlich ungünstiger, weil

00:05:01: die haben ja dann den ersten Kontakt eher mit den Hautbakterien und den Bakterien in der

00:05:06: Umgebung des Krankenhauses.

00:05:08: Und das kann tatsächlich auch langfristige Folgen bei der Entwicklung dann haben.

00:05:12: Also man hat eine komplett unterschiedliche Ausgangssituation bei einer natürlichen,

00:05:16: also vaginalen Geburt und bei der Kaiserschnittgeburt.

00:05:18: Und zunächst sind diese Gemeinschaften auch sehr einfach und durch das Wachstum und

00:05:26: dann durch das Stillen mit der Muttermilch.

00:05:28: Das ist auch ein sehr wichtiger Aspekt, dass sich das Mikrobium dann weiterentwickelt.

00:05:32: Stabilisiert sich das Mikrobium über die Zeit immer mehr.

00:05:34: Und wir haben zunächst sehr einfache Communities, also einfache Gemeinschaften, die sich dann

00:05:39: immer mehr vervielfältigen und durch Einsätzen der Nahrung dann zum Beispiel, wenn erste

00:05:45: feste Nahrung zum Beispiel zukommt, dann wird das immer komplexer.

00:05:48: Und man kann dann sagen, dass so ungefähr ab drei Jahren ein Kind eine Mikrobiote hat,

00:05:54: die ähnlich zu der eines Erwachsenen ist.

00:05:57: Also das ist wirklich, dass sich das so über die Zeit entwickeln.

00:06:00: Aber auch später noch sage ich mal, alte Personen haben anderes Mikrobium als jüngere

00:06:04: Personen.

00:06:05: Also das ist in einem stetigen Wandel.

00:06:06: Es ist auf seiner Art stabil.

00:06:08: Aber es kann auch durch verschiedene Faktoren dann beeinflusst werden.

00:06:12: Genau, da sprechen wir gleich nochmal ausführlicher drüber, wie unser Mikrobium vielleicht auch

00:06:15: gestört werden kann oder durch was.

00:06:17: Aber wenn ich das so richtig verstehe, heißt das ja schon dieses Total Hygienische oder

00:06:21: so.

00:06:22: Das ist eigentlich gar nicht so gut für uns.

00:06:24: Was hat denn das dann für Folgen?

00:06:25: Du hast gerade eben schon mal gesagt, es ist ungünstig, wenn man zum Beispiel per

00:06:28: Kaiserschnitt auf die Welt kommt.

00:06:30: Was kann das für Folgen haben?

00:06:31: Ja, also das ist wirklich ein ganz wichtiger Aspekt eigentlich.

00:06:35: Es ist eher so, dass das Gegenteil eigentlich der Fall ist.

00:06:40: Ein bisschen unhygienischer ist eigentlich viel physiologischer und besser für uns.

00:06:45: Also durch unsere sehr steriile Lebensweise, sage ich mal, wir haben ja so diese neuesten

00:06:51: Hygiene rein, je gar die 99,9% Allerkeime abtöten.

00:06:57: Das ist gar nicht so gut.

00:06:58: Wir brauchen den Kontakt mit Bakterien damit auch unser Immunsystem sich richtig entwickeln

00:07:02: kann, damit unser Immunsystem über die Zeit lernen kann, okay, das sind Bakterien, die

00:07:06: sind da, die sind nützlich, die sind gut und das sind wirklich sozusagen die schlechten

00:07:10: Bakterien.

00:07:11: Sonst kann sich das Immunsystem zum Beispiel auch irgendwas anderes suchen und dann eigentlich

00:07:15: auf Faktoren reagieren, die eigentlich harmlos für uns sind.

00:07:19: Also so was wie der Allergie.

00:07:20: Zum Beispiel, Allerginen sind so ein ganz klassisches Beispiel dafür, was von Krankheiten oder,

00:07:26: sagen wir mal, Folgen von einem, sage ich mal, disbalancierten Mikrobiom.

00:07:32: Also das gab es früher in der Form gar nicht.

00:07:34: Kann das auch ein Grund dafür sein, dass jetzt so viele Leute an Heuschnupfen leiden, dass

00:07:38: das Mikrobiom einfach nicht mehr so gut funktioniert bei vielen?

00:07:42: Es ist nicht abschließend geklärt, welche Faktoren im Mikrobiom wirklich ausschlaggebend

00:07:48: für diese Erkrankungen sind.

00:07:50: Aber es ist definitiv so, dass verschiedenste Erkrankungen mit einem aus den Fugen geratenen

00:07:56: Mikrobiom in Verbindung steht.

00:07:58: Also das ist nicht nur eine Allergie, das ist zum Beispiel auch Asthma, das sind chronisch

00:08:02: entzündliche Darmerkrankungen, Kulitis ulcerosa, Mobuskron beispielsweise.

00:08:07: Das ist aber zum Beispiel auch, manche Krebserkrankungen stehen auch im Verdacht durch bestimmte Mikroorganismen

00:08:16: oder aus den Fugen geratetes Mikrobiom ausgelöst zu werden.

00:08:20: Oder auch der Einfluss von den Mikroben auf unser Verhalten.

00:08:26: Also es gibt sogar Korrelationen, dass Depressionen durch, sage ich mal, schlechtes Mikrobiom in

00:08:33: Anführungszeichen ausgelöst werden kann.

00:08:35: Also das sind wirklich vielfältige Veränderungen, die da Krankheiten bedingen können oder dadurch

00:08:42: ausgelöst werden.

00:08:43: Also das, was kann zuerst, das disregulierte Mikrobiom, ist das der Auslöser oder die

00:08:50: Folge.

00:08:51: Das ist so nicht so abschließend geklärt, weil das halt auch sehr vielschichtige, komplexe

00:08:55: Mechanismen sind, die da zugrunde liegen.

00:08:57: Das ist ja auch so, dass man immer, dass immer deutlicher wird, dass unser Höhlen einfach

00:09:01: mit unserem Darm sehr intensiv in Kontakt steht.

00:09:04: Und da spielen ja dann die Mikroorganismen auch eine Rolle, ne?

00:09:06: Ja, genau.

00:09:07: Also das ist sozusagen diese Verbindung, dass verschiedene Stoffwechselwege einfach durch

00:09:14: die Mikroben angeregt werden und zum Beispiel Botenstoffe produziert werden, die dann in

00:09:20: die Blutbangeraten und dann im Gehirn verschiedener Faltensweisen sozusagen auslösen.

00:09:26: Also es ist wirklich sozusagen ein Crosstalk auf Englisch, also ein Wechselspiel zwischen

00:09:33: Gehirn und Darm quasi.

00:09:35: Deswegen, der Darm ist eigentlich wie ein eigenes, oder das Mikrobiom ist wie ein eigenes

00:09:40: Organ eigentlich zu sehen.

00:09:42: Wahnsinn, total spannend.

00:09:43: Jetzt haben wir ja gerade schon darüber gesprochen, dass Bakterien und Viren, klar, die können

00:09:47: uns eben krank machen oder eben auch das Mikrobiom, wenn es nicht gut funktioniert, das kann

00:09:51: uns dann krank machen.

00:09:52: Aber jetzt sind das ja eben auch Bakterien und Viren, die wir irgendwie auch brauchen.

00:09:57: Wie kann man denn das unterscheiden?

00:09:58: Also welche Bakterien und Viren sind Auslöser für Infektionen und welche sind gut für

00:10:04: uns, heilen uns vielleicht sogar, helfen uns gesund zu bleiben und kann man das Ganze

00:10:08: überhaupt für allgemeinern?

00:10:09: Das ist eine ganz wichtige Frage und das ist eine Frage, die wir uns hier in unserer

00:10:13: Forschungsgruppe eigentlich auch tagtäglich stellen.

00:10:16: Welche sind denn gut, welche sind denn böse und so pauschal kann man das eben nicht beantworten.

00:10:21: Man kann ganz allgemein sagen, es gibt solche Bakterien, die wirklich gut für uns sind.

00:10:28: Und nachgewiesenerweise vor allem zum Beispiel Laktobazillen, die ja auch in vielen Probiotika

00:10:35: im Joghurt zum Beispiel oder so vorhanden sind.

00:10:38: Dann gibt es eine große Anzahl von Bakterien, die uns nicht schadenaktiv sozusagen, die

00:10:44: so eine neutrale Position einnehmen, die nennen sich Kommensale.

00:10:48: Dann gibt es Bakterien, die sind auch Teil unserer natürlichen Mikrobiota, können aber

00:10:55: unter bestimmten Bedingungen schädlich sein.

00:10:57: Das sind Pathobionten.

00:10:58: Und dann gibt es solche, die gehören da einfach nicht rein und das sind Unruhestifter, Troublemaker,

00:11:05: die kommen von außen und die schaden uns und machen uns krank.

00:11:07: Und das sind dann diese Pathogenen.

00:11:09: Also man kann dann trotzdem aber nicht genau sagen, dieser eine, das ist immer ein Pathogen

00:11:15: oder dieser eine, der ist immer gut.

00:11:17: Es kommt halt auf die spezifischen Eigenschaften jedes einzelnen Bakteriums an.

00:11:23: Also ein sehr anscheuliches Beispiel, was ich eigentlich immer gerne nehme, ist zum Beispiel

00:11:28: Ekoly.

00:11:29: Ekolybakterien hört man ja häufiger mal in den Nachrichten, wenn da wieder ein Ausbruch

00:11:34: war und den Durchfall der Krankung bei Personen ausgelöst.

00:11:39: Ja, hat eigentlich irgendwie immer schlechter Assoziation.

00:11:41: Genau.

00:11:42: Aber dann gibt es ja auf der anderen Seite auch Ekolynissle zum Beispiel, Markennamenmutter

00:11:46: vor, weiß ich nicht, ob das jetzt Steigwerbung ist, aber ist eines der bekanntesten Probiotika

00:11:52: und seit über 100 Jahren kann man einfach freiverkäufelich in der Drogerie oder Apotheke

00:11:58: erwerben und der hat gute Eigenschaften.

00:12:00: Er wurde damals, ich glaube, im ersten Weltkrieg von einem Soldaten isoliert und wurde dann

00:12:05: benutzt, um Durchfallerkrankungen bei anderen Soldaten zu behandeln.

00:12:11: Also wie gesagt, das ist sehr, sehr individuell, stammspezifisch sozusagen und das ist auch

00:12:17: ein bisschen der Grund, warum wir bis jetzt noch keinen Allheilmittel sozusagen gefunden

00:12:23: haben und wirklich sagen können, wenn wir diese fünf Bakterien zusammen in eine Kapsel

00:12:27: tun und die täglich einnehmen, dann haben wir keine Probleme mehr.

00:12:30: Also so einfach ist es nicht.

00:12:32: Genau.

00:12:33: Und das heißt, es kommt ja auch darauf an, dass es eben besonders vielseitig ist.

00:12:37: Warum ist Artenvielfalt so wichtig in unserem Mikrobiom?

00:12:40: Artenvielfalt, ja, das ist ein ganz wichtiger Stichpunkt.

00:12:45: Also wie eigentlich auch im alltäglichen Leben ist Vielfalt und Diversität viel besser als

00:12:50: Monotomie.

00:12:51: Und warum ist das so?

00:12:55: Bakterien haben vielfältige Eigenschaften und nicht jeder kann alles.

00:12:59: Ist eigentlich so wie beim Teamsport oder auch bei dir und mir.

00:13:03: Einer kann besonders gut malen, der andere ...

00:13:05: Ich nicht so.

00:13:06: ... kann besonders schnell laufen und ein Dritter, der ist irgendwie Matheas.

00:13:11: Es gibt so Leute, die sind Allrounder, die können alles ganz gut.

00:13:14: Man sagt dann manchmal aber nichts so richtig.

00:13:17: Dann gibt es halt die Spezialisten, die sind in einem Fachbereich besonders herausstechen

00:13:21: und so ist es bei den Bakterien auch.

00:13:22: Man kann sich das so ein bisschen vorstellen auch wie bei so einem Olycainid-Befäden, der

00:13:27: sage ich mal, wenn ich da jetzt alleine hingehe, finde ich vielleicht jetzt nicht alles so super

00:13:32: ansprechen und lasse da einfach noch ein bisschen viel liegen.

00:13:34: Aber wenn ich mit ganz vielen unterschiedlichen Leuten dahingehe, findet eigentlich jeder irgendwas

00:13:37: und die Wahrscheinlichkeit, dass da am Ende so viel Essen überbleibt, ist eigentlich

00:13:41: gering.

00:13:42: Genau deshalb ist die Vielfalt im Darm so wichtig, dass alle unterschiedlichen Geschmäcker

00:13:48: sozusagen abgedeckt sind und dann für die Bösen am Ende nicht mehr so viel übrig bleibt.

00:13:52: Die werden dann quasi ausgehungen.

00:13:54: Und das ist so ein bisschen dieses zugrunde liegende Konzept, wie Artenvielfalt im Darm

00:13:59: eigentlich gut für uns ist.

00:14:00: Jetzt hast du gerade schon über das Befehl gesprochen und das brauchen ja unsere Mikroorganismen

00:14:05: im Darm eben auch.

00:14:06: Also Stichwort Pro und Prebiotika.

00:14:09: Also vielleicht nochmal kurz zum Einordnung.

00:14:12: Probiotika, das sind ja glaube ich quasi die Bakterien mehr oder minder selber, also die

00:14:17: guten Bakterien eben.

00:14:18: Und Prebiotika, das sind sowas wie Ballaststoffe, also Vollkornbrot würde ich sagen, was die

00:14:23: eben dann zu Essen bekommen, um eben Stoffwechselprodukte zu erzeugen, die uns gesund machen.

00:14:28: Ist das richtig, habe ich das richtig wiedergegeben?

00:14:31: Ja doch, das kann man schon so sagen.

00:14:33: Prebiotika sind entweder spezifisch sozusagen Nahrungsbestandteile, die man zuführt oder

00:14:40: auch wirklich Nahrungsergänzungsmittel, die dann spezifisch nur von den guten Bakterien

00:14:47: genutzt werden können.

00:14:48: Also man will sozusagen selektiv die guten Füttern, damit die sich sozusagen gut vermehren

00:14:54: können.

00:14:55: Und man kann sich das Konzept natürlich auch vorstellen.

00:14:57: Ich hatte ja gesagt, es sind gute, schlechte und irgendwie so neutrale.

00:15:01: Also man möchte natürlich, dass die guten und die neutralen zahlenmäßig denen, die

00:15:05: potenziell böse sind, überlegen sind.

00:15:07: Und deswegen ist dieses Konzept der selektiven Fütterung eigentlich ganz smart.

00:15:12: Und bei Prebiotika versucht man dann ja wirklich, die Bakterien selber anzusiedeln im Darm.

00:15:19: Aber das passiert in der Realität eigentlich nicht, weil diese Bakterien, diese nicht säure

00:15:27: Bakterien sind es ja meistens eigentlich gar nicht so gut auf unseren Darm angepassten.

00:15:32: Das heißt, die siedeln da gar nicht richtig an.

00:15:34: Das heißt, in der Zeit, wo ich diese Probiotika einnehme, können die schon ihre guten Eigenschaften

00:15:39: dann für die Darmpassage sozusagen in der Zeit, wo sie sich im Darm vorfinden, dann auch

00:15:44: ausführen.

00:15:45: Aber man muss das eigentlich kontinuierlich machen sozusagen.

00:15:48: Deswegen würde ich sagen, jetzt mal pragmatisch gesprochen, man kann das schon machen.

00:15:53: Das wird auf jeden Fall nicht schaden.

00:15:54: Und ich glaube, gerade bei Prebiotika gibt es auch nachweislich Studien dazu, dass das

00:15:59: hilft sozusagen, die guten Bakterien anzureichern.

00:16:02: Aber bislang gibt es bei Probiotika keine nachgewiesene klinische Wirksamkeit in dem

00:16:09: Sinne.

00:16:10: Du sind ja auch frei verköfflich, kann ja einfach immer nur DM gehen, die Druckerie und ihr

00:16:14: sah so ein Probiotikum kaufen.

00:16:16: Ja oder einfach Yoga essen.

00:16:18: Ja, das ist letztes zu sagen noch die simpleste Methode, wobei dann bei Probiotika ist ja

00:16:22: ein intensives Marketing dahinter, die an sagen, das sind hier jetzt aber Produkte.

00:16:27: Da sind mindestens 20 verschiedene Stämme drin, die dann was auch immer deine Haut

00:16:33: schöner machen oder eine bessere Verdaubarkeit von ansonsten unverdaulichen Nahrungsbestandteilen

00:16:41: irgendwie bedingt.

00:16:42: Okay, aber man muss ja jetzt nicht unbedingt 1000 Nahrungsergänzungsmittel schlucken.

00:16:46: Nein.

00:16:47: Reicht eigentlich, wenn man sich entsprechend ernährt.

00:16:50: Das ist eigentlich schon guter Punkt.

00:16:52: Jetzt haben wir schon mal so ein bisschen über die Basics gesprochen.

00:16:54: Haben wir jetzt glaube ich auch ein bisschen verständlich gemacht, was eigentlich in uns

00:16:58: so abgeht.

00:16:59: Aber was mich jetzt auch interessiert ist, was fasziniert dich denn so daran?

00:17:03: Wie bist du zur Mikrobiomforschung gekommen?

00:17:05: Ja, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde, dass es einfach ein wahnsinnig

00:17:10: spannendes Feld, wenn man sich vorstellt, man ist einfach nicht alleine.

00:17:14: Da sind Milliarden von kleinen Untermietern eigentlich, die uns steuern oder weniger,

00:17:22: weil bei vielen Prozessen einfach unabdingbar wichtig sind und sogar unser, wie gesagt,

00:17:27: Verhalten beeinflussen können.

00:17:28: Das finde ich absolut faszinierend.

00:17:29: Und in der Forschung ist es ja auch so, man hat da so viele Möglichkeiten, die modernsten

00:17:34: Technologien.

00:17:35: Und das ganze Mikrobiomfeld ist ja eigentlich den letzten Dekaden umgeglich explodiert,

00:17:41: hat Forscher rund um die Welt fasziniert und trotzdem ist es immer noch so, dass viele

00:17:47: Mechanismen einfach nicht verstanden sind.

00:17:49: Und jetzt einmal da so ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, das ist eigentlich das,

00:17:53: was mich so fasziniert.

00:17:54: Also ich habe in der Bachelorarbeit bin ich irgendwie zu dem Thema Mikrobiom, ja bin

00:18:00: ich auf das Thema Mikrobiom gestoßen und nehme ich dann einen kleinen Exkurs während der

00:18:05: Masterarbeit in die Welt der Viren unternommen habe, bin ich dann doch während der Doktorarbeit

00:18:10: dann zu meinen Bakterien und dem Darm irgendwie zurückgekommen, ja weil ich es einfach wahnsinnig

00:18:14: faszinierend finde, was eigentlich in so einem Stückchen Kot alles drin ist.

00:18:20: Ja, es ist auch total spannend, also es ist etwas, was wir natürlich irgendwie was jeder

00:18:23: macht, aber eigentlich ist es etwas Ultraspannendes.

00:18:26: Aber also woran forscht du denn genau jetzt aktuell?

00:18:30: Also die Frage, die wir uns aktuell stellen, ist so ein bisschen, können wir aus der großen

00:18:36: Masse an Bakterien, die vorhanden sind, wirklich spezifisch die identifizieren, die für den

00:18:43: Schutz vor Infektionen wichtig sind.

00:18:46: Das heißt, können wir sozusagen dieses Konzept, was es ja schon sehr, sehr lange gibt, tatsächlich

00:18:51: vor 1000 Jahren in China wurde schon sozusagen mit der gelben Suppe, sprich dem Kot von einer

00:18:58: gesunden Person, die auf eine kranke Person übertragen wird, geforscht, können wir da

00:19:03: wirklich spezifisch solche Bakterien identifizieren und nicht mehr einfach alles nehmen, die für

00:19:10: eine Schutzwirkung ja wichtig sind.

00:19:12: Können wir da neuartige Probiotika rausentwickeln?

00:19:16: Das heißt, es sind dann nicht mehr nur Laktobazin, sondern wirklich spezifische andere Bakterien,

00:19:21: die dann zielgerichtet sich im Darm von einem Patienten ansiedeln können und dort zum

00:19:27: Beispiel Antibiotika-Resistente, Keime gezielt verdrängen können.

00:19:31: Also das, was jetzt eben noch nicht so gut funktioniert oder wo es einfach noch nicht

00:19:35: so viel Forschung gibt, da guckst du genau hin.

00:19:38: Genau, wir wollen da wirklich noch mal ein bisschen tiefer vordringen, die einzelnen

00:19:42: Bakterienbestandteile zu identifizieren, welche wichtig sind und verstehen, warum machen

00:19:48: sie das denn eigentlich?

00:19:49: Mit wem interagieren sie zum Beispiel?

00:19:51: Bakterien sind meistens auch Teamplayer, die können das nicht alleine, die brauchen andere

00:19:55: Bakterien und das zu verstehen ist natürlich wahnsinnig komplex.

00:19:58: Man muss sich vorstellen, es gibt vielleicht ungefähr 1000 verschiedene Arten, da hatte

00:20:02: ich der ja auch eingehend schon erzählt, der eine ist gut, der andere ist schlecht.

00:20:05: Das heißt, ganz, ganz viele unterschiedliche Stämme der gleichen Art.

00:20:09: Da muss man schon sehr, sehr genau hingucken und aus so einem Heuhaufen dann irgendwie

00:20:13: die Nadel identifizieren, welche dann wirklich den Unterschied macht.

00:20:17: Wir haben jetzt schon total viel zum Mikrobiome erfahren und auch schon ein bisschen zu Lisa's

00:20:21: Forschung in der Forschungsabteilung von Professor Telstrohwig, aber er guckt für uns jetzt eben

00:20:27: nochmal in die Glasskuhel.

00:20:29: Also wo ist die Mikrobiome Forschung oder wo siehst du die Mikrobiome Forschung in 10

00:20:35: Jahren?

00:20:36: Spannende Frage und ich denke mal in der Mikrobiome Forschung wären wir hoffentlich

00:20:40: durch die Arbeit von Team hier am HZI, aber mit vielen auch Kollegen, Klinikern, Grundlagenforschern

00:20:47: soweit sein, dass wir eigentlich hoffentlich, sagen wir mal, natürlich wären wir weiter

00:20:52: Forschung betreiben, aber auch in der medizinischen Alltag angekommen sein.

00:20:57: Das heißt, ich stelle mir das vor, dass ein Patient, der bestimmte Erkrankung leidet,

00:21:02: nur eine Blutprobe abgibt, sondern auch eine Stuhlprobe abgibt in der Arztpraxis und die dann auch

00:21:07: zum Beispiel dort anhand einer grundlegenden Parameter analysiert werden kann und diagnostiziert

00:21:12: werden kann. Ihr Mikrobiom befindet sich in einer gewissen Inbalance oder aufgrund ihres Mikrobioms

00:21:18: würde ich vermuten, dass Medikament ABC bei ihnen schlechter wirkt oder zum Beispiel auch besser

00:21:23: wirkt oder mehr oder weniger Nebenwirkungen zum Beispiel bei ihnen haben können. Also ich denke

00:21:27: mal diese diagnostischen Aspekt, da werden wir in zehn Jahren soweit sein, dass wir das nicht mehr

00:21:33: in Wochen im Labor machen können, sondern eben in Minuten in einer Praxis. Der andere wichtige

00:21:38: Aspekt sind die Therapeutiker. Da werden wir denke ich mal auch in zehn Jahren durch die Arbeit von

00:21:43: ganz vielen verschiedenen Teilnehmern soweit sein. Wir sagen können aufgrund des Mikrobiom-ABs,

00:21:49: ihnen fehlt eine ganz wichtige essentielle Funktion, die zur Entstehung oder ihrer Krankheit

00:21:55: beiträgt oder den Krankheitsverlauf verschlimmert. Das müssen wir korrigieren oder das wollen wir

00:21:59: korrigieren. Das können wir mit der grünen oder der roten Kapsel und diese rote und grüne Kapsel,

00:22:04: die können wir ihnen geben, weil zum Beispiel wir wissen, dass ihnen, dass sie bestimmte

00:22:08: Bakterien im Darm haben und eine bestimmte Nische zum Beispiel offen ist oder eben bestimmten

00:22:13: Metabolit eben besonders wichtig ist für das Wirken eines bestimmten Medikamentes zum Beispiel.

00:22:17: Jetzt haben wir gerade schon was dazu gehört, wo die Mikrobiomforschung in Zukunft stehen könnte.

00:22:23: Ich würde jetzt aber gerne nochmal einen Schritt zurückgehen und von dir erfahren, was wir wissen,

00:22:28: wie unser Mikrobiom eben reagiert, wenn es gestört wird. Also wie kann das Gleichgewicht

00:22:33: zwischen wird, also uns und dem Mikrobiom gestört werden? Also das ist auch eine Frage,

00:22:38: auf die es jetzt nicht eine eindeutige Antwort gibt. Es gibt unglaublich viele Faktoren,

00:22:43: die das Gleichgewicht stören können. Allen voran sind es natürlich Medikamente,

00:22:48: da besonders Antibiotika, ich glaube, das hat auch schon jeder irgendwie mitbekommen,

00:22:53: dass Antibiotika halt nicht nur die bösen Bakterien abtätet, sondern in vielen Fällen

00:22:58: hat auch viele gute Bakterien und dadurch dann halt ein Ungleichgewicht induzieren im Mikrobiom.

00:23:03: Auf der anderen Seite ist natürlich unsere Ernährung gerade jetzt sage ich mal in der

00:23:08: modernen Welt, wie man es so schön sagt, ein Problem, die ist sehr einseitig, hochprozessiert,

00:23:14: viele gesättigte Fälzer, Zucker und diese einseitige Ernährung, Hunger und so Bakterien

00:23:21: auch eine gewisse Art und Weise aus. Also die Artenvielfalt wird dadurch gestört. Man hat

00:23:26: halt Bakterien, die einfach nichts mehr zu futtern haben und dann sterben die halt aus. Also

00:23:31: wirklich wie ein Artensterben kann man sich das im Darm vorstellen. Das weitere natürlich,

00:23:37: denn weder dieser Hygieneaspekt, den hatten wir ja schon ein bisschen beleuchtet, dann natürlich

00:23:41: auch Stress, kann wirklich auch einen Einfluss haben und weniger Bewegung einfach, sage ich mal,

00:23:48: unsere moderne Lebensweise in seiner Gesamtheit, würde ich sagen. Das ist ein großer Punkt,

00:23:53: wodurch dann halt dieses Gleichgewicht gestört wird. Meistens ist es dann so, dass zum Beispiel

00:23:58: nach Medikamenteneinnahme, hier nochmal ein Beispiel, zum Beispiel so Magensäureblocker,

00:24:03: erhöhen dann den pH-Wert. Dadurch wird der ein bisschen basischer und eigentlich ist er so die

00:24:08: Magensäure, der pH-Wert von 1 bis 2, also so wie sehr sauer, richtig sauer und ist eigentlich so

00:24:14: eine Eintrittsbarriere für Bakterien. Das heißt, die sterben da eigentlich bei dem pH-Wert. Und wenn

00:24:19: der pH-Wert sich jetzt ändert, dann können halt so schlechte Bakterien, Pathogene Arten halt

00:24:24: einfacher einwandern. Und wenn wir dann eine Situation haben, zum Beispiel nach einer Antibiotika-Therapie,

00:24:29: wo halt nicht nur die schlechten, sondern halt auch viele gute Bakterien nicht mehr da sind,

00:24:33: dann öffnen sich halt so genannte Nischen. Das heißt, da ist einfach Platz, dass sich

00:24:38: Pathogene schlechte Arten da einfacher ansiedeln können. Und die haben halt ganz viele Mechanismen

00:24:44: entwickelt, wie sie halt unser Immunsystem oder auch diese natürlichen Barrieren überkommen

00:24:48: können. Hier mal ein Beispiel, es gibt zum Beispiel sozusagen die spritzenartige Konstrukte von

00:24:55: solchen Pathogenen und die spritzen dann giftige Cocktails sozusagen in benachbarte Bakterien rein

00:25:01: und die sterben dann. Also, ja, es ist wirklich ein Krieg. Aber das muss man auch sagen, wir

00:25:07: stellen uns das ja auch immer so ein bisschen, sag ich mal, so harmonisch vor und alle leben

00:25:11: da im Gleichgewicht, friedlich und freundlich miteinander, aber so ist es nur nicht. Jeder muss

00:25:17: da gucken, dass er seinen Platz behaupten kann gegen konstante Eindringlinge, sag ich mal, und

00:25:22: es ist eigentlich so ein Wettrüsten. Wer hat die beste Waffe-Maschinerie entwickelt, um sich gegen

00:25:28: potenzielle Konkurrenten durchzusetzen? Also, schon hart. Allerdings, also, das ist ja ganz schön,

00:25:33: was los in uns. Und jetzt hast du gerade oder am Anfang schon mal die Kommandalenbakterien erwähnt.

00:25:39: Welche Rolle spielen die bei dieser ganzen Geschichte? Ja, die haben auch so eine kleine

00:25:44: Doppelrolle, würde ich sagen. Also, man muss sich ja vorstellen, die produzieren ja die ganze Zeit,

00:25:50: die haben auch einen aktiven Stoffwechsel. Also, da werden viele Produkte einfach ausgeschieden und

00:25:55: zum Teil können pathogene Arten dann von diesen Ausscheidungen komensaler Arten profitieren,

00:25:59: dass sie dann sozusagen besser wachsen können. Der andere, aber meiner Meinung auch viel wichtigere

00:26:04: Aspekt ist aber, dass komensale Arten einfach diese Nischen besetzen, die ansonsten halt von

00:26:11: den Pathogenen eingenommen werden würden. Man kann sich das ein bisschen vorstellen, wie da jetzt

00:26:15: vielleicht das Buffetbeispiel. Es sind nur noch zwei Käse-Stücke da und unser Komensaler ist auch

00:26:20: ein Käselietpower. Die sind nicht altruistisch veranlagd, die Bakterien gehen da hin und essen

00:26:24: alles, was sie kriegen. Also nicht so wie wir Menschen, so wie der das Anstandskäselstück

00:26:28: überlässt, sondern die würden dann beide Käse-Stücke nehmen und dann hätte aber der Pathogene,

00:26:31: der hinter uns in der Schlange steht, kennt ihr dann aber keinen Käse mehr essen. Und deswegen

00:26:36: sind Komensalen so wichtig. Das heißt, die sind zwar nicht so gut, wir haben da keinen unmittelbaren

00:26:41: Nutzen von, sage ich mal, aber die sind halt in diesen Situationen, wenn Pathogene kommen,

00:26:45: die bestimmte Eigenschaften haben, sehr, sehr wichtig, weil sie ähnliche Eigenschaften haben. Das

00:26:49: heißt, die konkurrieren einfach um dieselben Nährstoffnischen im Darm und deswegen haben wir

00:26:54: dann einen Schutz indirekt, weil die halt nichts mehr übrig lassen.

00:26:57: Ich finde, ich habe es so total anschaulich erklärt. Was man sich ja immer fragt, Forschung,

00:27:02: da ist man im Labor und irgendwie, wenn man gucken will, wie was im Menschen funktioniert,

00:27:06: das kann man nicht immer direkt, also man kann ja nicht einfach in unseren Damen und da irgendwie

00:27:10: rumforschen, gibt es natürlich auch. Wer möchte sich da freiwillig zu verfügen?

00:27:15: Richtig, genau, da haben wir wieder ein Ethikproblem. Also das heißt, wir brauchen Modellorganismen.

00:27:20: Mit welchen Modellorganismen arbeitet ihr?

00:27:21: Also zum einen, wir haben verschiedene Modellsysteme, nenne ich das jetzt erst mal. Auf der einen Seite

00:27:26: versuchen wir natürlich so viel wie möglich in BITRO zu machen, also in der Zellkultur,

00:27:31: also in der Schale, wenn man sich so vorstellt. Das heißt, da sind verschiedene Nährstofflösungen

00:27:35: drin und wir packen dann zum Beispiel einen Kommensalen und einen Pathogen, also eins und

00:27:38: eins in einem gleichen Verhältnis rein und gucken einfach nach einer Zeit, welcher von den beiden

00:27:42: kann sich denn da am besten durchsetzen. Das kann man hochskalieren, man kann dann auch dann so

00:27:47: einfache Communities nehmen, also bis zu 20 Arten zum Beispiel, auch in so einer Nährstofflösung

00:27:52: und schaut sich an, wenn man einzelne Bakterien zufügt oder wegnimmt, wie sich dann die Gemeinschaft

00:27:58: verändert. Das ist dann vielleicht so ein bisschen komplexer als jetzt nur eins zu eins

00:28:01: Pathogenkommensaler zu vergleichen. Dann nutzen wir als Nährstoff Grundlage zum Teil auch tatsächlich

00:28:10: Stuhlproben von Spendern, also gesunde und aber auch Patienten und tun da einfach diese

00:28:16: multiresistenten Keime beispielsweise oder pathogene Arten rein und schauen, welches Mikrobiome ist

00:28:20: dann eigentlich geschützt, wo wird dieser Keim abgetötet, wo kann er so überleben, sage ich

00:28:24: mal und wo kann er gut auswachsen. Und daraus können wir dann sozusagen diejenigen Mikrobiome

00:28:29: identifizieren, die vielleicht ein gutes Potenzial haben und können die dann näher untersuchen,

00:28:33: dass wir da einzelne Arten raus pischen oder wirklich dann diese Mikrobiome auch transferieren

00:28:37: in einem Modellorganismus, in dem Fall halt eine Maus. Mäuse sind natürlich wichtig für uns,

00:28:43: weil diese ganzen Systeme, die ich jetzt davor beschrieben habe, natürlich die Ernährung nicht

00:28:48: mit einbeziehen, das Immunsystem nicht mit einbeziehen und das sind ja alles Faktoren, die sind im

00:28:53: Menschen natürlich total wichtig und deswegen brauchen wir da einfach einen wirklichen Organismus,

00:28:58: wo wir das näher studieren können. Und bei den Mäusen gibt es auch unterschiedliche sozusagen Arten

00:29:04: von Mäusen, sage ich mal. Die haben zum Beispiel, die sind so gezüchtet, dass da zum Beispiel nur

00:29:09: 12 Bakterien, die halt die normale Maus Mikrobiota sozusagen repräsentieren, mit denen besiedelt

00:29:15: sind. Und das erlaubt uns, dass man in so 12 Artengemeinschaft, wie relativ überschaubar ist,

00:29:20: einzelne Arten dazu zu nehmen oder weg zu nehmen und dann zu schauen, wie wirkt sich das dir auf die

00:29:26: Infektanfälligkeit aus. Einen Schritt weiter gedacht, haben wir auch Keimefreie Mäuse, also Mäuse,

00:29:31: die komplett gar keine Bakterien haben und da können wir dann eine Stuhlprobe zum Beispiel von

00:29:35: einem Patienten oder eine Stuhlprobe, die sich halt als sehr geschützt herausgestellt hat, in die

00:29:40: Maus transpirieren und dann können wir da dann die Wechselwirkung mit dem Immunsystem besser

00:29:45: verstehen und dann auch wirklich schauen, ob dann in diesen komplexeren Organismus die gleiche

00:29:50: geschützte Infekt, ja der Infektschutz dann halt weiter vorhanden ist in diesem System.

00:29:54: Wahnsinn, also eigentlich geht es dann am Ende darum, kann man später in Zukunft Mikrobiota

00:30:03: Assoziierte Therapien tatsächlich machen oder? Richtig, also das wäre das ultimative Ziel,

00:30:07: also wir hoffen natürlich auch nicht in allzu ferner Zukunft da einen Schritt weiter zu gehen,

00:30:13: dass wir, wie du schon gerade gesagt hast, Mikrobiom Assoziierte Therapien entwickeln,

00:30:18: die dann verschiedene Krankheitsbilder offensichtlich therapieren können und das ist jetzt auch nicht

00:30:24: komplette Zukunftsmusik, also letztes Jahr wurden in den USA die ersten mikrobiombasierten

00:30:30: Therapien zugelassen gegen die Behandlung von wieder aufflammenden Plastridioides-Deficielle

00:30:36: Infektionen, also das sind Patienten, die haben immer wieder Infektionen, müssen immer wieder

00:30:39: Antibiotika nehmen und das ist natürlich ein hoher Leidensdruck auch für die Patienten und

00:30:43: da gibt es jetzt sagen und definierte Mikrobiom basierte Mischungen sozusagen, die dann der

00:30:49: Patient als Kapsel oder bei der anderen Therapie Rectal, als Zepfchen, ja, ne, draufgesprüht

00:30:55: tatsächlich auf die Darmwände und das hilft wirklich in 80 bis 90 Prozent der Fälle, ist

00:31:01: das dann gegessen die Sache. Aber es ist ein Problem, dass es noch nicht wirklich zugelassen

00:31:06: ist, es ist auch nicht wirklich definiert und in Deutschland, wir wissen das alles, alles auch

00:31:10: immer hochbürokratisch ist natürlich auch wichtig bei Therapeutikern, aber das ist noch

00:31:16: nicht abschließend geklärt. Wie ist das reguliert, ist das wirklich ein Therapeutikum, ist das

00:31:21: vielleicht sogar ein Transplantat, weil du natürlich und definierte Gemeinschaften

00:31:26: in einen Empfänger sozusagen transferierst, kann man sich sicher sein, dass man nicht was

00:31:31: schlechtes transferiert, weil du nimmst natürlich das Spender Mikrobiom in den Empfänger hinein

00:31:36: und weißt nicht ganz genau, was da eigentlich alles drin ist, sozusagen, es sind ja nicht

00:31:42: nur die Mikroben selber, es sind ja auch deren Stoffwechselprodukte, potenziell und da wollen

00:31:47: wir jetzt halt ein Schritt weitergehen, dass wir wirklich von diesem und definierten Weg

00:31:50: kommen und wirklich nur die definierten spezifischen Arten ultimativ dann transferieren bzw. deren

00:31:56: Stoffwechselprodukte und so, dann trotzdem in dem Patienten Mikrobiom die Sachen wieder

00:32:01: ins Lot bringen, die da irgendwie dysreguliert sind. Ja und das wäre ja dann ohne diese schädlichen

00:32:06: Einflüsse von Antibiotika jetzt mal ganz weit in die Zukunft gedacht oder vielleicht auch

00:32:11: eine, ja ich sage noch nicht Wunschvorstellung, sondern ist es in der Theorie eine realistische

00:32:17: Forschung, dass wir irgendwann vielleicht ganz auf Antibiotika verzichten können? Also

00:32:22: nein, das würde ich nicht sagen und ich glaube an dieser Stelle ist es auch nochmal wichtig

00:32:27: für mich da nochmal eine Lanze für Antibiotika zu brechen. Also Antibiotika sind eine der

00:32:32: größten Errungenschaften, sage ich mal, der modernen Medizin und auch immer noch unverzichtbar

00:32:36: bei der Behandlung von wirklich lebensbedrohlichen Infektionen. Das ist gar keine Frage, aber

00:32:42: wo wir Entwicklungspotenzial haben und was natürlich aber auch jetzt auch getrieben

00:32:47: von dieser Antibiotikakrise sozusagen und dem… Der Resistenzkrise. Genau, richtig, dass

00:32:52: immer mehr Bakterien resistent werden, ist, dass wir Antibiotika spezifischer einsetzen

00:32:58: und den Verbrauch von Antibiotikern in Bereichen, wo ja nicht zwingend notwendig ist, also

00:33:04: zum Beispiel Tierzucht, zum Beispiel oder auch, dass man zum Hausarzt geht und bei Unwohlsein

00:33:10: und undefinierten Symptomen sofort ein Breitbandantibiotikum verschrieben bekommt, dass man wirklich

00:33:14: diese Situation da den Antibiotikereinsatz reduziert. Um zurück auf eine Frage zu kommen,

00:33:20: ich glaube eine Reduktion von Antibiotikern ist realistisch, dass man das durch mikrobiombasierte

00:33:26: Therapien erreichen kann, aber wegfallen und darauf verzichten werden wir nicht und sollen

00:33:31: wir natürlich auch nicht. Jetzt lass uns nochmal so ein bisschen eine Linie darunter ziehen,

00:33:36: eine Fazit runterziehen, also wenn wir jetzt ganz viel darüber gesprochen, warum das Mikrobiom

00:33:40: wichtig ist und wie das eigentlich arbeitet und ja wie das in Zukunft auch in der Forschung

00:33:45: und auch in der Medizin in der Therapie quasi genutzt werden kann, was natürlich für

00:33:50: mich und für unsere Hörerinnen und Hörer auch interessant und wichtig ist. Was kann

00:33:54: ich denn selber dafür tun, dass mein Mikrobiom einigermaßen gut zusammengesetzt ist und

00:34:01: eben gut funktioniert? Also gibt es da auf wissenschaftlicher Basis, hast du da ein

00:34:04: paar Tipps? Ja, also das ist so ein bisschen ein gefährliches Terrain, dass man jetzt

00:34:09: sozusagen Handlungsempfehlungen ableitet, weil wir ja noch nicht genau sagen können,

00:34:14: das ist gut, das ist schlecht und das bei jedem natürlich auch sehr individuell, vielleicht

00:34:19: hier nochmal an der Stelle kurz gesagt, jeder von uns hat ein unterschiedliches Mikrobiom,

00:34:23: man hat sozusagen einen mikrobilen Fingerabdruck, so unterschiedlich ist das pro Person. Deswegen

00:34:27: da jetzt daraus abgeleitet, allgemein gültige Handlungsempfehlungen abzuleiten ist ein

00:34:32: bisschen tricky, aber trotzdem kann man natürlich sagen, gesund ernähren, ich weiß, das ist

00:34:38: jetzt nicht so ein außergewöhnlicher Tipp, aber wirklich, dass man Ballaststoffreichs

00:34:44: sich ernährt, wenig Zucker, wenig gesättigte Fette, vielleicht mal das gute alte Sauerkraut

00:34:50: rauszuholen oder auch fermentierte Ernährung schiasamen und ja alles, was so in diese Richtung

00:34:57: geht, dann Bewegung hilft und gerade jetzt sage ich mal in unserem stressigen Alltag

00:35:03: wirklich sich auch mal pausen können und versuchen den Stress ein bisschen rauszunehmen,

00:35:06: weil das ist natürlich immer leichter gesagt als getan.

00:35:08: Wir haben ja eben über Probiotika gesprochen, aber auch über die Magensäure, die ja eine

00:35:12: Barriere ist für Bakterien eigentlich. Wie kommen denn dann überhaupt die guten Bakterien

00:35:18: in unserem Darm an?

00:35:19: Viele Probiotika, also diese verkapselten Probiotika, die ja hier sind ja umschlossen und geschützt

00:35:23: durch eine magensaftresistente Kapsel, ist nämlich genau der Punkt, dass man möchte,

00:35:28: dass möglichst viele von diesen Bakterien überleben und halt sich erst da sozusagen

00:35:33: ihre Wirkung entfalten, wo es dann auch notwendig ist. Das heißt, diese Kapsel sorgt dafür,

00:35:39: es löst sich halt erst dann auf, wenn sozusagen der pH-Welt neutraler ist, also dann quasi

00:35:45: erst bei der Passage, wenn der Magen dann übersprungen wurde. Zusätzlich sind nicht

00:35:50: alle Bakterien so pH-sensitiv, gerade Laktobarzeln.

00:35:54: Also wenn wir jetzt an das Sauerkraut zum Beispiel denken, das ist ja auch sauer.

00:35:57: Das ist auch sauer und auch Joghurt ist auch sauer, also nicht ganz so sauer wie Magensäure.

00:36:02: Aber da gibt es schon welche, die sind resistenter gegen pH, also gegen den sauren pH, das sind

00:36:08: zum Beispiel wie gesagt diese Laktobarzeln, aber auch andere Bakterien. Aber gerade viele

00:36:12: Pathogenerarten, zum Beispiel Salmonellen oder auch viele Laktobarakterien, die man so

00:36:17: sagen, ich meine im Krankenhaus-Setting hat Klebserien zum Beispiel, die können das

00:36:21: nicht so gut. Also unter pH-Welt 4 sind die eigentlich, dass die dann abgetötet werden.

00:36:27: Aber muss auch sagen, kommt auch immer so ein bisschen auf die Masse an. Also wie viel

00:36:31: kommt rein und das reicht ja schon, wenn irgendwie 5, 6 irgendwie überleben sozusagen, die sich

00:36:37: dann besonders gut da anpassen. Also jetzt simplifiziert gesagt. Also es sterben dann,

00:36:42: wenn von 100 Prozent, 99 sterben und ein Prozent die Magenpassage überlebt, dann reicht das

00:36:48: manchmal schon aus. Ja, weil er sich dann im Darm wieder vermehren kann sozusagen.

00:36:52: Genau, er hat ja dann wieder spezielle Eigenschaften, wo er dann sozusagen das Milieu auch für

00:36:55: sich dann gut anpassen kann und nutzen kann und dann halt besser auswachsen kann.

00:37:00: Spannend. Aber was ist denn, wenn unser Mikrobiom geschädigt ist, können wir das dann mit so

00:37:04: einer gesunden, also mit diesen, mit den Tipps, den du gerade eben gegeben hast, können wir

00:37:09: das dann damit auch wieder herstellen? Also das ist vielleicht auch nochmal ein Punkt,

00:37:13: der wichtig zu sagen ist, weiß ich jetzt gar nicht, ob ich da schon drauf eingegangen bin.

00:37:16: Wir sprechen natürlich immer von dem Mikrobiom so über die Zeit. Aber das ist natürlich

00:37:22: stetig im Wandel. Es ist in sich in seinem Status schon stabil und auch wie gesagt dann

00:37:27: auch widerstandsfähig gegen gewisse Störungen. Aber trotzdem kann es ja wie gesagt leicht

00:37:33: aus den Fugen geraten. Aber das ist jetzt auch nochmal ein wichtiger Punkt. Zum Beispiel

00:37:37: nach so einer Südostasienreise haben ja viele Leute Verdauungsprobleme. Aber man hat ja

00:37:40: nicht danach sein Leben lang Verdauungsprobleme. Also es kommt dann schon wieder back into

00:37:44: balance. Also das heißt, wenn ich dann wieder normal esse in Anführungszeichen weite, häufig

00:37:49: ist es dann so, da habe ich dann mich irgendwie komplett anders ernährt oder so. Und wenn

00:37:53: ich dann wieder zurück auf meine normale Ernährung und eine normale Lebensweise switche, dann

00:37:58: kommt auch das Mikrobiom wieder zurück in die Ballon in den allermeisten Fällen. Aber

00:38:03: man muss natürlich sagen, wenn vor allem diese Störungen sehr sehr früh auftreten, das ist

00:38:07: wieder dieser Punkt dieser Mikrobiomentwicklung, dann kann das schon langfristig folgen haben.

00:38:11: Also wenn man jetzt mal in der frühkindlichen Phase sehr lange im Krankenhaus war beispielsweise

00:38:15: viele Antibiotika genommen hat, dann ist auch immer wachsenden Alter das Mikrobiom anders

00:38:20: als von Kindern, die das halt nicht hatten. Und die irgendwie alles mögliche gegessen

00:38:25: haben, gesund gegessen haben. Vielleicht einmal ein bisschen Erde gegessen haben. Wer hat

00:38:28: das nicht gemacht? Genau. Also schön mal im Dreck spielen und auf dem Bauernhof gehen.

00:38:31: So, das ist auch, weiß ich auf jeden Fall gut. Als allerletztes möchte ich gerne von dir

00:38:35: wissen, wie gelingt dir das dann eigentlich selber? Ich kann mir vorstellen, also so ein

00:38:39: Forscherin-Alltag, der ist ja ganz schön stressig. Jetzt hast du gerade eben gesagt,

00:38:42: Stress vermeiden ist gut, gesund ernähren, viel Bewegung. Wie gelingt dir das denn?

00:38:47: Naja, ich weiß nicht, ob ich da so das allerbeste vorbild bin, ehrlich gesagt, bei diesen ganzen

00:38:52: Punkten. Also es ist schon natürlich stressig. Also da hilft dann natürlich, wenn man halt

00:38:56: eine gewisse Work-Life-Balance halt auch aufrecht erhält. Das heißt, wenn ich die ganzen Tag

00:39:02: im Labor oder vom Schreibtisch sitze, dass ich dann vielleicht in der bewegten Pause

00:39:06: dann mal einen Runde um den Block mache oder wenn ich dann zu Hause bin, dann vielleicht

00:39:09: auch irgend ein aktiveres Hobby verfolge. Das ist zum Beispiel bei mir so, wie eine passionierte

00:39:13: Reiterin zum Beispiel. Also ansonsten wirklich darauf achten, alles ausgewogen zu machen.

00:39:19: Das ist jetzt ja auch keine Empfehlung, dass man jetzt niemals Schokolade essen darf.

00:39:23: Also bin ich das schlechteste Beispiel für, also ich liebe Schokolade. Aber auf der anderen

00:39:27: Seite ist es halt dann auch wichtig, sich nicht jeden Tag von McDonalds oder anderen

00:39:32: Fast-Putungen wie zu ernähren. Also ich sage mal, die Balance macht es da.

00:39:35: Alles klar. Vielen Dank. Wäre ich auf jeden Fall beherzigen? Vielleicht nimmt der eine

00:39:39: Hörer oder die andere Hörer ein bisschen was mit. Vielen Dank auf jeden Fall für deine

00:39:43: Zeit und für die vielen spannenden Infos und vor allem auch für die Einblicke in deine

00:39:47: Forschung zu dem Thema.

00:39:48: Ja, sehr gerne. Hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass da jeder für sich ein

00:39:51: bisschen was mitnehmen kann.

00:39:52: Ich denke doch. Lisa Osbeld-Block forscht wie unser Mikrobiom uns gesund hält, was das

00:39:58: Mikrobiom stört und welch Folgen das für unsere Gesundheit hat und außerdem, wie man

00:40:03: mit diesen Erkenntnissen in Zukunft Krankheiten vielleicht besser behandeln kann.

00:40:07: Übrigens, wenn ihr noch mehr über die Möglichkeiten zur Behandlung von Krankheiten von anderen

00:40:12: Mikrobiologiengemeinschaften wissen wollt, dann hört doch gerne mal in Folge 4 von Infekt

00:40:16: rein. Da habe ich mit Christine Bemelmans vom Helmholtz-Institut für pharmazeutische Forschung

00:40:20: Saarland über potenzielle Wirkstoffe in Mikrobiomeinschaften in unserer Umwelt gesprochen.

00:40:25: Und noch nicht abschalten? Wolltet ihr schon immer mal in ein Labor gucken? Dann kommt

00:40:32: doch am 21.9. zum HZI. Da ist ja nämlich Tag der offenen Tür. Wenn ihr also schon immer

00:40:37: mal wissen wolltet, wie es in einem biologischen Labor aussieht oder euch Fragen auf der Seele

00:40:42: brennen wie, wie geht man mit Frust um, wenn ein Experiment nicht klappt oder die Ergebnisse

00:40:47: der Hypothese widersprechen oder wie viel Schlaf bekommt man eigentlich als Forschende

00:40:52: Person und bleibt eigentlich noch Zeit für Hobbys, Freundschaften und Familie, dann

00:40:56: kommt gerne vorbei, guckt euch um und stellt eure Fragen.

00:41:00: In-Fact ist ein Podcast der Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH Braunschweig,

00:41:05: produziert von TVN Corporate Media, Creative Producer, Rolf Rosenstock und Malte Füllgrabe.

00:41:11: Ich bin Yülla Dehmann, bis zur nächsten Folge.

00:41:14: [Musik]

00:41:21: [Musik]

00:41:27: [Musik]

00:41:37: [Musik]

00:41:47: [Musik]

00:41:57: [Musik]

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.